Peter Schwarz
Wissenschaft oder Kriegspropaganda?

Christoph Vandreier: Jörg Baberowskis Geschichtsfälschung

Weiterentwickelte Version des Vortrags »Die Relativierung der Nazi-Verbrechen an der Humboldt-Universität«, den Christoph Vandreier am 12.1.2015 auf Einladung der IYSSE an der Humboldt-Universität hielt.

Im Vorfeld des Ersten und Zweiten Weltkriegs spielten deutsche Universitäten eine wichtige Rolle dabei, den Waffengang ideologisch vorzubereiten. Gerade die Geschichtswissenschaften stellten sich in den Dienst des Militarismus, verfälschten die historischen Ereignisse und entwarfen deutsche Identitätsmythen.

Auch heute arbeiten Historiker daran, die Geschichte umzuschreiben und zu fälschen, um neue Kriege zu rechtfertigen und Opposition dagegen zu diskreditieren. Ihre Fälschungen zielen »darauf ab, die schlimmsten Verbrechen des kapitalistischen Imperialismus im 20. Jahrhundert zu beschönigen und zu rechtfertigen und zugleich den gesamten Kampf der internationalen sozialistischen Bewegung zu kriminalisieren und in den Schmutz zu treten«,[1] wie David North feststellt.

In Deutschland spielt Professor Jörg Baberowski eine wichtige Rolle bei dieser Unternehmung. Der Inhaber des Lehrstuhls Geschichte Osteuropas an der Humboldt-Universität Berlin verfolgt die benannten Ziele in seinen Lehrveranstaltungen, auf Podien, in Talkshows und in den Feuilletons der großen Zeitungen in besonders aggressiver Weise. Die Fälschung der Geschichte verbindet er direkt mit vehementen Forderungen nach militärischer Intervention.

Im Februar letzten Jahres sprach er sich im »Spiegel« für eine Neubewertung des Nationalsozialismus aus. Das Nachrichtenmagazin zitierte ihn mit den Worten: »Hitler war kein Psychopath, er war nicht grausam. Er wollte nicht, dass an seinem Tisch über die Judenvernichtung geredet wird.«[2] Es handelt sich bei dieser haarsträubenden Aussage nicht etwa um einen Lapsus oder um eine politische Entgleisung. Baberowski hat seine akademische Arbeit in den Dienst der Revision der Geschichte gestellt. Sein aufgeblähter Lehrstuhl an der Humboldt-Universität arbeitet daran, die Verbrechen des Faschismus zu relativieren und neue Kriege zu rechtfertigen.

Werdegang

Baberowski wurde im März 1961 nahe Konstanz geboren. Im selben Jahr löste Fritz Fischer mit der Veröffentlichung seines Buchs »Griff nach der Weltmacht« den ersten Historikerstreit aus. Wie im vorliegenden Band ausführlich behandelt wird, wies Fischer die imperialistischen Kriegsziele der deutschen Elite vor dem Ersten Weltkrieg nach und räumte mit dem Mythos auf, dass es sich um einen Defensivkrieg gehandelt habe.

Fischer leistete auch einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung des Nationalsozialismus in der Bundesrepublik der Nachkriegszeit. Er wies nach, dass die Nazis an die Ziele des deutschen Imperialismus im Ersten Weltkrieg angeknüpft hatten, und dass Hitler von den herrschenden Eliten bewusst an die Macht gebracht worden war, um dieses Programm zu verwirklichen.[3] Diese Analyse trug maßgeblich zum Verständnis der Nazi-Diktatur bei. Zur selben Zeit begann die Auseinandersetzung mit den Nazi-Verbrechen. Ebenfalls 1961 fand in Israel der Eichmann-Prozess statt. Zwei Jahre später folgte der erste Auschwitz-Prozess in Frankfurt.

In den 1950er Jahren hatte an den Universitäten und in Bildungsschichten noch Schweigen und Verdrängung vorgeherrscht. Hitler wurde als eine Art Betriebsunfall gesehen, der nichts mit den imperialistischen Zielen der Elite zu tun gehabt habe. Die ungeheuren Verbrechen der Nazis seien nur vom engsten Führungskreis um Hitler zu verantworten gewesen. Oft wurde die Propaganda der Nazis wiederholt, die auch bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen zur Verteidigung vorgebracht worden war. So hieß es etwa, der Überfall auf die Sowjetunion habe einen präventiven Charakter gehabt, weil sich Stalin auf einen Krieg gegen Deutschland vorbereitet habe. In diesem Krieg seien auf allen Seiten Verbrechen begangen worden, insbesondere von der Roten Armee.

Dieser Kontinuität der Argumentation lag die Kontinuität des Personals zugrunde. Beamte, Richter, Ärzte, Professoren, Wirtschaftsführer und Politiker rekrutierten sich aus den Reihen der alten Nazis. Die Entnazifizierung wurde vom Bundestag 1951 im Wesentlichen rückgängig gemacht, weil man die alten Nazis im Kalten Krieg gegen die Sowjetunion brauchen konnte.[4]

Mit der Aufarbeitung der Verbrechen des Holocaust, des Vernichtungskriegs im Osten und der zahlreichen weiteren Verbrechen der Nazis war es den Rechten nicht mehr möglich, ihre üblen Thesen aufrecht zu erhalten. Insbesondere die Studentenrevolte von 1968 und das Erstarken der Arbeiterbewegung brachten die Verteidiger des Nationalsozialismus in die Defensive.

Mit dieser Bewegung hatte Baberowski nie etwas zu tun. Als er in ein politisch bewusstes Alter gelangte, schloss er sich noch in seiner Schulzeit in Holzminden dem Kommunistischen Bund Westdeutschlands (KBW) an und sammelte nach eigenen Angaben Geld für den kambodschanischen Diktator Pol Pot.[5]

Beim KBW handelte es sich um die größte der sogenannten K-Gruppen, die Ende der 1960er Jahre als Zerfallsprodukt der Studentenbewegung entstanden waren. Die maoistischen Organisationen führten die Aufarbeitung der Nazi-Verbrechen, die mit der Studentenbewegung begonnen hatte, nicht fort, sondern stellten eher eine Gegenreaktion dar. Hinter Phrasen über Sozialismus und das Proletariat verbarg sich eine extrem nationalistische Perspektive. Die Verherrlichung autoritärer Regimes zeugte von der tiefen Verachtung gegenüber einem unabhängigen Handeln der Arbeiter.

Ihre politische Linie übernahmen die Gruppen weitgehend von der stalinistischen Volksrepublik China, zu der sie enge Kontakte pflegten. Delegationen des KBW statteten der chinesischen Regierung in den 1970er Jahren mehrfach offizielle Besuche ab. Enge Verbindungen gab es ferner zu den autoritären Regimes in Albanien und Kambodscha.

Peter Schwarz sieht den Hauptgrund für die Orientierung der Studenten auf den Maoismus im »Klasseninhalt des stalinistischen Programms, das alle kleinbürgerlichen Angriffe auf den Marxismus in konzentrierter Form reproduziert und mit dem Kleinbürgertum die Feindschaft gegen die politische Unabhängigkeit der Arbeiterklasse teilt«.[6]

Wenn Mao Zedong für seine »Ideen« … überhaupt irgendwelche Originalität beanspruchen kann, dann höchstens die, dass er es wie kein anderer verstanden hat, pseudomarxistische Phrasen auf eine Bewegung zu übertragen, deren soziale Grundlage fast ausschließlich aus dem Kleinbürgertum, nämlich der Bauernschaft bestand und die jede selbstständige politische Regung des städtischen Proletariats systematisch unterdrückt hat.[7]

Von dieser sozialen Ausrichtung war auch die Feindschaft der K-Gruppen gegen die Sowjetunion geprägt. Sie lehnten den ersten Arbeiterstaat der Welt nicht wegen seiner bürokratischen Degeneration ab, sondern weil er in entstellter Art und Weise noch immer die Errungenschaften der Oktoberrevolution repräsentierte. Die brutale Diktatur der Bürokratie fand hingegen die Zustimmung der K-Gruppen. Sie verteidigten nicht nur den Terror der Regimes von Pol Pot in Kambodscha, Enver Hoxha in Albanien und Mao Zedong in China, sondern verherrlichten auch Josef Stalin, der die Diktatur der Bürokratie verkörperte und hunderttausende Kommunisten ermorden ließ.

KBW und Co. gingen davon aus, dass die Entstalinisierung Chruschtschows die Übernahme der Macht durch eine neue Bourgeoisie eingeleitet habe. Die Sowjetunion bezeichneten sie daher als »sozialimperialistisch«. Angelehnt an die Linie der KP Chinas wurden die USA und die UdSSR als die Hauptfeinde der Völker dargestellt. Diese beiden Großmächte zu bekämpfen, sollte Aufgabe eines Bündnisses der kleineren Industrienationen mit den Entwicklungsländern sein. Daraus leiteten die K-Gruppen einen extremen Nationalismus ab, der die nationalistischen Positionen Stalins und Maos auf die Spitze trieb. Die KPD/ML ging so weit, dass sie die Aufrüstung der Bundeswehr und die Schaffung einer »Nationalen Einheitsfront« forderte, um dem »sowjetischen Hegemoniestreben« entgegenzutreten. In Bezug auf die KPD sind auch Treffen mit offen rechtsextremistischen Gruppierungen dokumentiert.[8]

In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre arbeitete der KBW des Öfteren mit der KPD und der KPD/ML zusammen. Stand die Gruppe der »Vaterlandsverteidigung« zunächst kritisch gegenüber, näherte sie ihre Position jener der anderen K-Gruppen systematisch an. 1978 hieß es in ihrem theoretischen Organ bereits, dass die UdSSR »gemeinsam mit dem US-Imperialismus die deutsche Nation spaltet und unterdrückt«. Die nationale Frage wurde »als Hebel für die proletarische Revolution« propagiert.[9]

Im Auflösungsprozess der K-Gruppen Anfang der 1980er Jahre vollzogen ihre Mitglieder einen weiteren Rechtsruck. Einige wandten sich offen rechtsextremistischen Positionen zu.[10] Die »Kommunistische Volkszeitung«, das Zentralorgan des KBW, veröffentlichte bereits im Februar 1982 eine Anzeige für die neu-rechte Zeitung »wir selbst«. Die Mehrheit der Gruppe wechselte zunächst zu den Grünen und bildete dort den Realo-Flügel. Heute besetzen ehemalige Kader des KBW zentrale Stellen in Wirtschaft, Politik und Medien.[11]

Wie viele seiner damaligen Weggefährten nahm Jörg Baberowski die frühe Prägung durch den KBW zum Ausgangspunkt einer extrem rechten Agenda. Dabei lässt sich eine erstaunliche Kontinuität feststellen. Baberowski behielt sein Faible für autoritäre Regimes, auch wenn es heute nicht mehr Stalin, Mao und Pol Pot gilt, sondern dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, dem ägyptischen Diktator Abd al-Fattah al-Sisi[12] sowie Stalins Nachfolger Nikita Chruschtschow. Auch blieb Baberowskis Verachtung für die Arbeiter bestehen, wie sich insbesondere in seinen Schilderungen der Russischen Revolution zeigt (siehe unten).

Vor allem aber knüpfte er an die deutsch-nationalen Standpunkte des KBW an. Schon während seines Geschichtsstudiums in Göttingen, das er 1982 begann und 1988 abschloss, stellte sich Baberowski auf die Seite derjenigen, die die Verbrechen des Nationalsozialismus relativieren wollten, um den deutschen Nationalismus zu rehabilitieren. Rechte Akademiker fühlten sich damals durch die Wahl Helmut Kohls zum Bundeskanzler ermutigt, die Entwicklungen der vorangegangenen Jahrzehnte rückgängig zu machen. Bei den Bundestagswahlen 1983 rief Kohl die »geistig-moralische Wende« aus. Die Deutschen müssten zu einem »aufrechten Gang« zurückfinden, erklärte er. Was er damit meinte, machte der Kanzler am 5. Mai 1985 deutlich, als er zusammen mit US-Präsident Ronald Reagan die Kriegsgräberstätte Bitburg besuchte. Dort ehrte er nicht nur gefallene Wehrmachtssoldaten, sondern auch Mitglieder der Waffen-SS.

Ein Jahr später startete eine Gruppe rechter Historiker und Publi­zisten eine Offensive, die den Historikerstreit auslöste. Unmittelbarer Anlass des Streits war ein Artikel des Historikers Ernst Nolte in der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«. Darin forderte er, dass man den Bezug zur deutschen Geschichte normalisieren müsse. Auch andere Nationen hätten Kriegsverbrechen begangen, erklärte er. Um die Normalisierung durchzusetzen, musste er den Holocaust und die Nazi-Verbrechen relativieren. Er tat dies, indem er die industrielle Vernichtung der Juden als verständliche Reaktion auf die Gewalt des Bolschewismus darstellte. Das lief auf die Wiederholung der Nazi-Propaganda hinaus, dass der Krieg und der Terror gegen die Sowjetunion präventiven Charakter gehabt hätten.

Aber gleichwohl muss die folgende Frage als zulässig, ja unvermeidbar erscheinen: Vollbrachten die Nationalsozialisten, vollbrachte Hitler eine »asiatische« Tat vielleicht nur deshalb, weil sie sich und ihresgleichen als potentielle oder wirkliche Opfer einer »asiatischen« Tat betrachteten? War nicht der »Archipel GULag« ursprünglicher als Auschwitz? War nicht der »Klassenmord« der Bolschewiki das logische und faktische Prius des »Rassenmords« der Nationalsozialisten?[13]

Diese Äußerungen lösten einen Sturm der Entrüstung aus. Zahlreiche Intellektuelle wie Jürgen Habermas, Rudolf Augstein, Heinrich August Winkler, Hans-Ulrich Wehler und Hans Mommsen wiesen sie scharf zurück und kritisierten Nolte öffentlich. Die Kritik an Nolte war unterschiedlich und komplex, aber in der Summe wurde deutlich gemacht,

1. dass Noltes Versuch, den Holocaust aus Hitlers persönlichen Ängsten heraus zu erklären, dazu dient, die Rolle der herrschenden Eliten in Deutschland zu verschleiern;

2. dass die Behauptung, Nazi-Deutschland habe sich nur verteidigt, historisch unhaltbar ist;

3. dass die sozialen und politischen Grundlagen des stalinistischen Terrors auf der einen und der Nazi-Verbrechen auf der anderen Seite höchst unterschiedlich sind und ein gegenseitiges Aufwiegen daher verbieten.

Nach diesen Auseinandersetzungen waren Noltes Standpunkte diskreditiert. Hans Mommsen attestierte Nolte eine Annäherung an »rechtsextreme Standpunkte«,[14] und Nolte selbst sprach bald nur noch vor rechtsradikalen Versammlungen.

Jörg Baberowski hingegen verteidigte Nolte schon 1986. Dem »Spiegel« berichtet er, dass er sich als einziger Student in seinem Hauptseminar für den Nazi-Apologeten ausgesprochen habe. Im gleichen Artikel hält Baberowski an diesem Standpunkt fest und erklärt: »Nolte wurde Unrecht getan. Er hatte historisch recht.«[15]

Baberowski machte es sich zur Aufgabe, Nolte zu rehabilitieren. Er widmete sich fortan der Geschichte Russlands und der Sowjetunion. 1994 promovierte er an der Universität Frankfurt zum Thema »Autokratie und Justiz. Zum Verhältnis von Rechtsstaatlichkeit und Rückständigkeit im ausgehenden Zarenreich 1864–1914«. Sieben Jahre später habilitierte er über »Zivilisatorische Mission, Nationalismus und die Ursprünge des Stalinismus in Azerbajdžan 1828–1941« in Tübingen.

Seither beschäftigt sich Baberowski in erster Linie mit der Oktoberrevolution und dem Stalinismus in der Sowjetunion. Sein Hauptziel besteht dabei in der Relativierung der Nazi-Verbrechen und damit der Rehabilitierung Noltes. Indem er die Revolution der Bolschewiki als barbarischen Angriff auf die europäische Zivilisation verfälscht, den Stalinismus als unausweichliche Folge der Oktoberrevolution darstellt und Stalins Gewalt aus ihrem politischen und gesellschaftlichen Kontext löst, rechtfertigt er den deutschen Überfall auf die Sowjetunion implizit als Notwehr.

Nach der Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion und der Wiedervereinigung Deutschlands gewannen solche Auffassungen an Boden. Insbesondere mit der Wiederkehr des deutschen Militarismus wird in den letzten Jahren systematisch daran gearbeitet, die Geschichte umzuschreiben und die Verbrechen des deutschen Imperialismus zu relativieren, um neue Kriege vorzubereiten.

Baberowski an der Humboldt-Universität

Das ist der Grund für Baberowskis rasche Karriere. Nur ein Jahr nach seiner Habilitation wurde er, ohne bis dahin besondere Leistungen erbracht zu haben, als ordentlicher Professor an die HU berufen. In seiner Antrittsvorlesung legte er sein Programm bereits dar. Sie war eine wütende Hetze gegen die Bolschewiki und stellte den stalinistischen Terror als logische Fortsetzung der Oktoberrevolution dar.[16]

Seinen aufgeblähten Lehrstuhl mit fast vierzig Mitarbeitern finanziert Baberowski zu erheblichen Teilen aus Drittmitteln. Geld kam unter anderem von der Volkswagen-Stiftung und dem Hamburger Institut für Sozialforschung. In den letzten Jahren wurden zudem mindestens acht Angestellte über den Sonder­forschungsbereich »Repräsentationen sozialer Ordnungen im Wandel« durch die staatliche Deutsche Forschungsgemeinschaft finanziert.

Ein inniges Verhältnis pflegt Baberowski auch mit dem Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) in Potsdam, für das er schreibt und referiert. Für das Militärgeschichtliche Forschungsamt (MGFA), das 2012 im ZMSBw aufging, schrieb er an zwei Publikationen mit, die für die deutschen Soldaten »als Orientierung im Einsatz« gedacht sind.[17] Ein Bild auf der Website des MGFA[18] zeigt Baberowski zusammen mit Oberstleutnant Dr. Burkhard Köster. Die beiden stellten im Juni 2009 im Auswärtigen Amt einen Balkan-Band des MGFA vor. Das Bild belegt die gemeinsamen Auftritte Baberowskis mit Vertretern der Bundeswehr und unterstreicht die enge Zusammenarbeit und Verzahnung seiner Arbeit an der HU mit den Interessen des deutschen Militarismus. Das hat erhebliche inhaltliche Auswirkungen auf den Lehrstuhl.

So betreute Baberowski auch mindestens ein Dissertationsprojekt in Zusammenarbeit mit dem Leiter des MGFA, Rolf-Dieter Müller. Dabei handelte es sich um die Doktorarbeit Sebastian Stoppers, der 2012 bei Baberowski promovierte. Stoppers Arbeit über die Partisanenbewegung im Brjansker Gebiet wurde von einem russischen Gericht als extremistische Schrift eingestuft, weil der Autor den deutschen Vernichtungskrieg als verständliche Reaktion auf das Wirken der Partisanen darstellt.[19] »Die Verbrechen deutscher Truppen im besetzten Teil der Sowjetunion« seien nicht »deutsch« oder »nationalsozialistisch« gewesen, so der Autor, sondern ähnlich auch von sowjetischen Truppen begangen worden.[20]

Baberowski unterhält ferner enge Verbindungen zur Hoover Institution an der Stanford University. Die Anregung zu seiner letzten Monografie »Verbrannte Erde« erhielt er nach eigenen Angaben von dem Hoover Fellow und notorischen Antikommunisten Paul Gregory. Im Sommer 2013 nahm er an einem Summer Workshop der Hoover Institution teil, auf dem er Robert Service traf. Daraufhin lud Baberowski den als Geschichtsfälscher entlarvten Service ein, im Februar 2014 an der HU seine diskreditierte Trotzki-Biografie vorzustellen.

Während Baberowski alle medialen Kanäle nutzt, um seine reaktionären Auffassungen zu verbreiten, geht er aggressiv gegen Kritiker vor und versucht, jede Diskussion über seine Thesen zu unterdrücken. Auf der als öffentlich angekündigten Veranstaltung mit Robert Service verweigerte er kritischen Professoren, Studierenden und Publizisten mithilfe eines Sicherheitsdienstes den Zugang. Im letzten Herbst wurde er bei der Universitätsleitung vorstellig, um eine Veranstaltung der International Youth and Students for Social Equality (IYSSE) unter dem Titel »Warum wollen die deutschen Eliten wieder Krieg?« auf dem Campus zu verhindern. Auf Podiumsdiskussionen weigert er sich regelmäßig, Fragen zu seinen rechten Thesen zu beantworten, und reagiert mit schweren Wutanfällen.

Als die Initiativen der IYSSE wachsende Unterstützung erfuhren und mit dem Münkler-Watch-Blog andere Studierende begannen, den Militarismus ihrer Professoren zu kritisieren, verlor Baberowski vollends die Fassung. Im Berliner »Tagesspiegel« bezeichnete er die Studierenden als »Spinner« und forderte, ihnen Hausverbot zu erteilen und Strafanzeige gegen sie zu stellen.[21] Zuvor hatte er in der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« die Universitätsleitung beschimpft, weil sie seine Forderungen nicht erfülle, sondern den Ball flach halte. Die Leitung sei »feige«, so Baberowski, denke nur an sich und fürchte negative Schlagzeilen.[22]

Die IYSSE hatten bereits nach dem Ausschluss von Kritikern aus der Veranstaltung mit Service erklärt, Baberowskis autoritäres Gebaren stehe mit seinem Versuch im Zusammenhang, die Geschichte umzuschreiben: »Ein bestimmtes politisches Ziel erfordert entsprechende Methoden. Baberowskis Verhalten am 12. Februar hat gezeigt, dass sich eine solche Revision der Geschichte nur mithilfe von Einschüchterungsmaßnahmen und der Unterdrückung abweichender Meinungen verwirklichen lässt.«[23] Diese Einschätzung hat sich inzwischen bestätigt.

Eine andere Strategie Baberowskis besteht darin, seinen Kritikern Verleumdung vorzuwerfen. Im Falle der IYSSE konnte er diesen Vorwurf zu keinem Zeitpunkt belegen. Stattdessen versucht er, seine Spuren zu verwischen. So erklärte er auf einer Podiumsdiskussion der Körber-Stiftung am 1. Juni dieses Jahres entgegen bisheriger Verlautbarungen, Nolte sei im Unrecht gewesen. Inhaltlich grenzte er sich freilich nicht von Noltes Thesen ab, für die er stets geworben hatte. Baberowski rechnet offensichtlich damit, dass es seine Verteidiger mit der wissenschaftlichen Redlichkeit nicht allzu genau nehmen. Im Folgenden soll daher ein genauerer Blick auf Baberowskis akademisches Werk geworfen werden, um – bei allen taktischen Zickzacks seiner Standpunkte – die Grundlinien herauszuarbeiten.

Geschichts- und Gewalttheorie

Jörg Baberowski ist kein Wissenschaftler, sondern ein rechter Ideo­loge. Er argumentiert für einen rein subjektiven bzw. ideologischen Zugang zur Historie. Es geht ihm nach eigenen Worten vor allem darum, »neue Sichtweisen« auf Ereignisse zu präsentieren. In seiner Argumentation stützt er sich auf die irrationalistischen Positionen Michel Foucaults, Martin Heideggers und Hans-Georg Gadamers und treibt diese auf die Spitze.

»Denn es gibt keine Wirklichkeit jenseits des Bewusstseins, das sie produziert«, schreibt Baberowski. »Wir müssen uns von der Vorstellung befreien, man könne durch die Rekonstruktion der in den Dokumenten vermittelten Ereignisse erfahren, wie die russische Revolution wirklich gewesen ist.«[24]

Aber die Existenz von Sachverhalten ist an Beobachtungen gebunden und sie erweist sich als wahr, wenn andere bestätigen, was man selbst beobachtet hat. Wahrheiten beruhen auf Vereinbarungen zwischen Menschen … Was »objektives Wissen« genannt wird, ist bei Lichte besehen nichts weiter als ein intersubjektives Wissen, das auf Hypothesen beruht. Wahrheit ist, was ich und andere für wahr halten und einander als Wahrheit bestätigen.[25]

Wenn sich also die Holocaustleugner Günter Deckert und Horst Mahler darüber verständigen, dass es Auschwitz nie gegeben hat, ist das eine Wahrheit, die gleichwertig neben anderen steht. In einem Text von 2014 verneint Baberowski gar jede Kausalbeziehung zwischen Ereignissen:

Man könne das Geschehen der Gegenwart nur historisch erklären. Diesen Satz halten nicht nur Historiker für wahr. Er ist uns zur Selbstverständlichkeit geworden. Aber das Geschehen in der Vergangenheit ist nicht die Quelle für das Handeln der Nachkommen. Wir wissen nicht einmal, ob und wie sich ein Ereignis zugetragen hat. Denn das Leben ist keine Aneinanderreihung von Ereignissen, die kausal miteinander verknüpft sind. Es setzt sich aus Augenblicken zusammen.[26]

Von dieser irrationalistischen Erkenntnistheorie ausgehend, entwickelt Baberowski dann eine sehr explizite Auffassung davon, was die Aufgabe der Geschichtswissenschaft ist:

Die Wissenschaft kann nichts anderes leisten, als dem Dargestellten Plausibilität und innere Konsistenz zu verleihen. Die Wissenschaftlichkeit der Geschichte besteht darin, dass sie die Prämissen erfüllt, die sie sich selbst gesetzt hat …[27]

Offener kann man eine ideologische Herangehensweise an einen Gegenstand kaum formulieren. Das wissenschaftliche Instrumentarium dient hiernach nicht dazu, Sachverhalte durch eine kritische Analyse aufzuklären, sondern dazu, dem bereits Dargestellten Plausibilität zu verleihen. Ob es eine Lüge ist, die plausibel erscheinen soll, ist für Baberowski irrelevant. Wichtig ist nur, dass der Autor seinen eigenen Prämissen entspricht.

Baberowski bezieht sich dabei nicht nur auf den Postmodernisten Foucault, sondern auch auf Heidegger und Gadamer. Er greift den reaktionären Kern ihrer Ideologie auf. Geschichte versteht er als die Tradition von Personen oder Personengruppen, etwa Völkern. Sie ist keine Entwicklung, die verstanden werden kann, sondern legt ganz im Gegenteil fest, wie Menschen etwas verstehen und welche Identität sie entwickeln.

Wir sehen jetzt ein, dass es nicht unsere Aufgabe ist, vom Überlieferten Abstand zu nehmen. Wir haben nicht einmal eine Wahl, denn wir stehen selbst in Überlieferungen. Diese Überlieferung ist nicht objektivierbar, sie ist nicht etwas, das als Fremdes vergegenständlicht wird.[28]

Laut Baberowski können also Grundbegriffe und Theorien, die wissenschaftlicher Erkenntnis zugrunde liegen, selbst nicht Gegenstand der Analyse sein. Ganz im Gegenteil stellt Baberowski gerade die Unhintergehbarkeit des eigenen Referenzrahmens fest. Geschichte ist für ihn die Tradition, in der man steht, aber kein objektivierbarer Prozess, den man kritisch untersuchen könnte. Der Geschichtswissenschaft kann es nach dieser Logik nur um die Herstellung von Identität, nicht aber um objektive Erkenntnis gehen.

Die Grundbegriffe, auf die Baberowski sein Werk basiert, sind dabei ganz und gar nicht unreflektierbar und drücken glasklar die gesellschaftlichen Interessen der Herrschenden aus. Die zentrale Kategorie ist für ihn die Gewalt. Dabei stützt er sich auf die Arbeiten Wolfgang Sofskys[29] und Jan-Philipp Reemtsmas,[30] die Gewalt als conditio humana, als Grundbedingung des Menschseins begreifen. Gewalt wird in diesem Konzept als erstes und elementares Grundbedürfnis verstanden, das keiner konkreten Gründe oder Anlässe bedarf. Dementsprechend könne ständige Gewaltanwendung zwischen den Menschen nur durch einen starken Staat und dessen Gewaltmonopol verhindert werden. Baberowski fasst das Konzept mit den folgenden Worten zusammen:

Was immer Gewalt auch sein mag, stets wird sie als Abweichung, als Irrweg, Abweg oder Krankheit vorgestellt, die eines Tages geheilt sein wird. Wenn Krankheiten erst einmal diagnostiziert sind, so lautet das Argument der Therapeuten, können sie auch geheilt werden: durch Zivilisierung, durch Toleranz oder soziale Gerechtigkeit. Alle Erklärungen, die Kultur- und Sozialwissenschaftler für den Ausbruch von Gewalt vorgetragen haben, waren immer nur Variationen dieses einen Motivs, dessen Wirkungen sich aus dem Glauben der Machbarkeit der Verhältnisse erklären. Vielleicht ist der Glaube an das Ende der Gewalt die letzte Utopie, an der man sich noch festklammern mag.[31]

In dieser flachen Argumentation ist Gewalt grund- und ursachenlos. Sie ist einfach da und kommt spontan über die Menschen, ganz unabhängig davon, unter welchen Bedingungen sie leben, wie sie aufgewachsen sind, welche Interessen sie haben etc. Wer sich »den Vernichtungskrieg als Perversion der menschlichen Natur vorstellt, hat von der Gewalt nichts verstanden«, schreibt Baberowski.[32]

Das einzige Mittel, das Baberowski gegen Gewalt gelten lässt, ist die Gewalt des Staatsapparats.[33] Solche haarsträubenden Thesen kann Baberowski natürlich weder biologisch oder evolutionstheoretisch noch psychologisch oder soziologisch begründen. Er behauptet sie einfach. Die Wurzeln seiner These liegen auch nicht in der Wissenschaft, sondern in der Tradition ultra-reaktionären Denkens, wie es etwa durch Martin Heidegger oder Arthur ­Moeller van den Bruck vertreten wurde. Bei beiden steht die Unverstehbarkeit und Unveränderbarkeit der gesellschaftlichen Verhältnisse im Zentrum ihrer Denksysteme. Dahinter steht die Verteidigung der bestehenden Ausbeutungs- und Unter­drückungs­ver­hältnisse. Bei aller Relativität seiner Erkenntnistheorie ist Baberowski hier sehr eindeutig. Im Kapitel über Karl Marx schreibt er:

Leben ist Zwang. Und nichts spricht dafür, dass sich die unsichtbaren Mächte und komplexen Systeme, die die moderne Gesellschaft beherrschen, von selbst auflösen. Wir werden allenfalls eine alte gegen eine neue Form der Hörigkeit austauschen und neue Begriffe von Freiheit gewinnen.[34]

Damit hat Baberowski die grundlegende Stoßrichtung seiner Arbeit umrissen. Es geht ihm darum, die wachsende Brutalität der herrschenden Klasse, die Militarisierung der Gesellschaft und die Einschränkung demokratischer Rechte zu rechtfertigen sowie Kriege vorzubereiten, wie er sie auf einer Podiumsdiskussion im Oktober 2014 im Deutschen Historischen Museum selbst gefordert hat (siehe unten). Zwang gehört zum menschlichen Dasein, und die Gewalt des Staates ist notwendig, um Anarchie und Terror zu vermeiden. Das ist der Kern von Baberowskis Theoriegebäude.

Auf dieser Grundlage entwirft er ein Bild der Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts, das nur wenig mit den tatsächlichen Ereignissen gemein hat. Da er jede Kausalbeziehung in der Geschichte leugnet, dienen ihm die historischen Ereignisse lediglich als Ausgangspunkt für seine reaktionären Thesen und als Ausdruck der unbedingten Gewalt. »Verbrannte Erde« ist in dieser Hinsicht ein Lehrstück. Das Buch ist eine wütende Hetzschrift gegen die Bolschewiki, die in einer vulgären Sprache verfasst ist und immer wieder offene Verachtung für die russischen Arbeiter und Bauern zum Ausdruck bringt. Die zentrale These des Werkes lautet, dass die Oktoberrevolution der Ausgangspunkt der Barbarei des zwanzigsten Jahrhunderts gewesen sei. Sie habe die bürgerliche Ordnung zerstört und damit einen Gewaltraum geöffnet, in dem sich Psychopathen wie Stalin voll hätten ausleben können.

Verfälschung der Oktoberrevolution

Die Oktoberrevolution wird als Eruption der Gewalt einer rückständigen, brutalen und alkoholabhängigen Arbeiterschaft dargestellt. »Die Revolution des Jahres 1917 war eine Revolte verbitterter und vom Krieg verrohter Menschen, die mit der alten Ordnung auch den Geist der europäischen Zivilisation buchstäblich aus dem Land trieb«, schreibt Baberowski.[35] Die Bolschewiki hätten zu den verrohten Massen keinen politischen Zugang gefunden, sondern ausschließlich über ihre Vorliebe für Gewalt und ihr männliches Auftreten eine kurzzeitige Beziehung aufgebaut.

Sie gewannen nicht, weil sie über das attraktivere politische Programm geboten, sondern weil sie ihren Widersachern als Gewalttäter überlegen waren und weil sich die hungernde und abgestumpfte Bevölkerung dem Wahnsinn apathisch hingab.[36]

Lenin bezeichnet Baberowski als einen »bösartige[n] Schreibtischtäter, dem menschliche Tragödien, Leid und Elend nichts be­deuteten«.[37] Für ihn »waren Kriege Abstraktionen, Menschen Nummern im großen Spiel der Gewalt, das ihm und seinesgleichen half, an die Macht zu gelangen«.[38] Schließlich versteigt sich Baberowski sogar zu der Behauptung, dass die Bolschewiki den Ersten Weltkrieg herbeigesehnt hätten.

Die Bolschewiki brauchten nicht nur den Krieg, weil er ihnen entsprach. Sie brauchten auch die Niederlage, damit der große Umsturz, den sie sich vorgenommen hatten, gelingen konnte.[39]

Über den Bürgerkrieg schreibt er: »Hätte es ihn nicht gegeben, hätten sie ihn erklären müssen, um zu tun, wonach ihnen der Sinn stand.«[40]

Diese Darstellung der Bolschewiki und der Oktoberrevolution hat nicht das Geringste mit den historischen Ereignissen zu tun. Sie ist eine plumpe Verleumdung. Die Bolschewiki waren neben der serbischen Sozialdemokratie die einzige Partei in Europa, die den Krieg von Anfang an vehement ablehnte. Aufgrund ihrer prinzipiellen Opposition genossen sie großes Ansehen in der Arbeiterklasse. Auf der Grundlage ihrer systematischen politischen und theoretischen Arbeit waren die Bolschewiki bereits vor Kriegsausbruch in den Jahren 1913 und 1914 in der Lage, ihren Einfluss auf Kosten der Menschewiki massiv auszudehnen.

David North belegt in seinem Text »Die Machtübernahme der Bolschewiki im Oktober 1917: Staatsstreich oder Revolution?« eindrucksvoll, dass die Oktoberrevolution auf dem politischen Fundament jahrelanger Agitation und Ausbildung der Arbeiterklasse durch die russische Sozialdemokratie beruhte. Er stellt fest,

dass die Machteroberung der bolschewistischen Partei alles andere als ein Putsch war … Eher versuchte die bolschewistische Partei in jenem Jahr über weite Strecken, mit der Massenbewegung Schritt zu halten, die eine Dynamik entwickelte, wie man sie seit der Französischen Revolution nicht mehr erlebt hatte.[41]

Der amerikanische Historiker Alexander Rabinowitch fasst die Bedeutung seines Buchs »Die Revolution der Bolschewiki 1917«, das auch Baberowski in seinen Seminaren nicht umhin kommt, als Standardwerk zu bezeichnen, mit den folgenden Worten zusammen:

Ich kam zu dem Ergebnis, dass die Oktoberrevolution in Petrograd weniger eine militärische Operation war, sondern eher ein allmählicher Prozess auf dem Boden einer in der Bevölkerung tief verwurzelten politischen Kultur sowie einer weit verbreiteten Unzufriedenheit mit den Ergebnissen der Februarrevolution, kombiniert mit der unwiderstehlichen Anziehungskraft der Versprechen der Bolschewiki – sofortiger Friede, Brot, Land für die Bauern und Basisdemokratie durch Mehrparteiensowjets.[42]

Die Oktoberrevolution war der erste Schritt zur Befreiung der Menschheit von der kapitalistischen Barbarei. Sie beendete den Ersten Weltkrieg, der allein in Russland mehr als zwei Millionen Arbeitern und Bauern das Leben gekostet hatte. Das Ziel war die sozialistische Weltrevolution, die Krieg und Ausbeutung für immer beenden sollte.

Nachdem die Sowjets unter Führung der Bolschewiki am 7. November 1917 die Macht in Russland übernommen hatten, wandte sich nicht nur die herrschende Klasse Russlands, sondern der ganzen Welt gegen die junge Arbeitermacht. Im Laufe des Bürgerkriegs intervenierten vierzehn ausländische Mächte militärisch auf Seiten der Weißen Armee. In der enormen Brutalität der weißen Truppen zeigte sich die ganze Gewalt des alten Regimes, das die Arbeiter und Bauern ins Schlachthaus des Ersten Weltkriegs gezwungen hatte. Antisemitische Pogrome, Massaker an Bauern und Massenhinrichtungen von Arbeitern waren integraler Bestandteil der konterrevolutionären Kriegsführung. Sie forderten hunderttausende Opfer.

In seinem zweiten großen Werk »Die Sowjetmacht. Das erste Jahr« beschreibt Rabinowitch detailliert und faktenreich, wie sich der Rote Terror in Petrograd als Akt der Selbstverteidigung gegen die ausländische Intervention und die weiße Konterrevolution entwickelte. Es handelte sich dabei keinesfalls um den willkürlichen Ausbruch von Gewalt, sondern um notwendige Maßnahmen, die von heftigen Debatten innerhalb der Sowjets und der bolschewistischen Partei begleitet wurden.[43]

Leo Trotzki, der die Rote Armee im Bürgerkrieg anführte, beschrieb 1920 in dem Text »Terrorismus und Kommunismus«, wie sich in der Brutalität des Krieges der Umstand ausdrückte, dass sich die Bourgeoisie der ganzen Welt durch den Arbeiterstaat bedroht sah, und dass sich die russischen Arbeiter gegen eine mächtige Reaktion zu wehren hatten. In Antwort auf den deutschen Sozialdemokraten Karl Kautsky verteidigte Trotzki daher den Roten Terror und betonte den zentralen Unterschied zwischen der Gewalt der Unterdrückten und der Gewalt der Unterdrücker.

Der Terror des Zarismus war gegen das Proletariat gerichtet. Die zaristische Gendarmerie würgte die Arbeiter, die für die sozialistische Ordnung kämpften. Unsere Außerordentlichen Kommissionen erschießen die Gutsherren, Kapitalisten, Generäle, die die kapitalistische Ordnung wiederherzustellen bestrebt sind.[44]

Nach einer Analyse der Ursachen für die Gewaltmaßnahmen der Bolschewiki sucht man bei Baberowski vergeblich. Er erwähnt nicht ein einziges Mal die Intervention durch ausländische Mächte und tut den weißen Terror als unorganisierte Einzeltaten ab. »Der Feind lebte nur in den Köpfen der Kommunisten. Daraus bezog der bolschewistische Terror seine Maßlosigkeit und Monstrosität«, schreibt er in »Verbrannte Erde«.[45] Durch eine solche Ausblendung sämtlicher historischer Bedingungen der Sowjetmacht versucht Baberowski, das Bild eines grundlosen Gewaltausbruchs zu zeichnen, der sich allein auf die vermeintliche Geisteskrankheit der Bolschewiki und die Rückständigkeit der Massen zurückführen lasse. »Der rote Terror verband Obsession und Wahnvorstellungen mit der Lust an der Gewalt.«[46]

Diese vulgären und ahistorischen Tiraden dienen Baberowski dazu, staatliche Gewaltregimes zu rechtfertigen und jeden Widerstand gegen die vorherrschende Ordnung zu kriminalisieren. Zugleich bilden sie die Grundlage für seine Erklärung des Stalinismus, den er ebenfalls von seinem historischen Kontext löst und als nahtlose Fortsetzung der Oktoberrevolution darstellt.

Entkontextualisierung des Stalinismus

Baberowski zieht eine direkte Linie von der Revolution zum stalinistischen Terror. Der Bürgerkrieg sei die »Generalprobe für den Stalinismus, ein Experimentierfeld« gewesen, ein »Stalinismus vor dem Stalinismus«, behauptet er.[47] Auch das Ausmaß des stalinistischen Terrors liege in dem Versuch der Oktoberrevolution begründet, die bürgerliche Ordnung zu überwinden:

Nur in einer Situation totaler Willkür und Unsicherheit konnte es Stalin gelingen, seine Allmachtsphantasien und Gewaltgelüste Wirklichkeit werden zu lassen. Der bolschewistische Feldzug gegen das alte Russland öffnete die Schleusen, aus denen sich die Gewalt ungebremst ergießen konnte.[48]

Baberowski verneint explizit jeden Sinn hinter Stalins Terror und stellt ihn als individuelle Tat eines Wahnsinnigen dar, die möglich geworden sei, weil die Revolution einen »Gewaltraum« geöffnet habe.

Der Terror vollzog sich in Wellenbewegungen, er nahm an Intensität zu, wenn Stalin entschieden hatte, die Gewalt sprechen zu lassen, und er verlor an Intensität, wenn er ihrer überdrüssig geworden war. Die Gewalt wurde weder vom System noch von sozialen Konflikten erzeugt.[49]

Im ganzen Buch reiht Baberowski eine detaillierte Gewaltdarstellung an die nächste, ohne den historischen Kontext auch nur zu umreißen. Ganz im Gegenteil muss er, um seine absurde These unbedingter Gewalteruption aufrecht erhalten zu können, die realen historischen Ereignisse komplett ausblenden oder verfälschen.

Tatsächlich war der Massenterror Stalins in den 1930er Jahren nicht das Ergebnis der Oktoberrevolution. Er richtete sich vielmehr gerade gegen das sozialistische Erbe der Revolution. Hunderttausende Kommunisten wurden in den großen Säuberungen umgebracht oder verendeten in den Lagern des GULags.

Die 1920er Jahre waren in der Sowjetunion von den heftigen Kämpfen zwischen der herrschenden stalinistischen Clique und der Linken Opposition um Leo Trotzki geprägt. Während erstere die Diktatur der bürokratischen Schicht gegen die Arbeiter vertrat, verteidigte letztere das internationalistische Programm der Oktoberrevolution und die Arbeiterdemokratie. Die sozialen und politischen Gegensätze zwischen Bürokratie und Arbeiterklasse, die sich in diesen Kämpfen ausdrückten, nahmen immer schärfere Formen an und mündeten in den Säuberungen der 1930er Jahre, dem Höhepunkt der stalinistischen Konterrevolution.

Der russische Historiker Wadim Rogowin fasst seine umfassende Arbeit zu den stalinistischen Säuberungen damit zusammen, »dass sie die einzig mögliche Antwort Stalins auf die wachsende Opposition in der kommunistischen Bewegung sowohl innerhalb wie außerhalb der Sowjetunion darstellten«.[50] Trotzki selbst fand eine ähnliche Charakterisierung des großen stalinistischen Terrors.

Die nach Maß und Methode ungeheuerlichen »Säuberungen« spiegeln die unerträgliche Spannung zwischen der sowjetischen Bürokratie und dem Volk wider … Stalin initiierte diese Säuberung nicht aus der sinnentleerten Laune des orientalischen Despoten: Er war durch den Kampf um die Machterhaltung dazu gezwungen.[51]

In der Einleitung zu Trotzkis bedeutendem Werk »Verratene Revolution« fasst David North die Gründe für das Erstarken der Bürokratie unter Führung Stalins treffend zusammen. Es handelte sich um grundlegende soziale Prozesse.

Hatte die verspätete Entwicklung des Kapitalismus in Russland die Schaffung des Sowjetstaates ermöglicht, so war die unerwartete Verzögerung des Siegs der sozialistischen Weltrevolution der wichtigste Grund für ihre Degeneration. Deren Form war das enorme Anwachsen der Bürokratie im Apparat des sowjetischen Staates und der bolschewistischen Partei und die außerordentliche Machtkonzentration in seinen Händen.[52]

Doch Baberowski interessiert sich weder für die politischen Auseinandersetzungen noch für ihre soziale Grundlage. Denn sie widersprechen seiner einfältigen Gewalt-These. In dem ganzen 600-Seiten-Buch widmet er den Auseinandersetzungen der 1920er Jahre gerade einmal vier Seiten. Darin sieht er »Einfluss und Macht« als Grund für die Konflikte, die nur »vordergründig« mit »unterschiedlichen Auffassungen« verbunden gewesen seien.[53] Später erklärt Baberowski, dass es sich bei den Trotzkisten nur um eine »Handvoll ohnmächtiger Kommunisten« gehandelt habe und Stalins Angst vor einer »existenziellen Bedrohung« seiner Herrschaft ein Hirngespinst gewesen sei.[54] Nachweise für diese These bleibt er schuldig.

In seinem Versuch, den Stalinismus als unausweichliche Folge der Revolution darzustellen, geht Baberowski noch weit über solche Auslassungen und Bagatellisierungen hinaus. Er greift zu offenen Fälschungen. Ein besonders abstoßendes Beispiel ist seine Darstellung von Trotzkis Vision des neuen Menschen.

Trotzki hatte seine Auffassungen über die Entwicklung des »neuen Menschen« in der sozialistischen Gesellschaft in einem Abschnitt seiner Schrift »Literatur und Revolution« dargelegt. Darin beschreibt er, wie sich die Menschen in einer wirklich demokratischen Gesellschaft entfalten werden, wenn die wichtigen gesellschaftlichen Entscheidungen »die breiten Volksmassen mitreißen werden«.[55] Trotzki führt aus, wie der Mensch unbewusste Prozesse der Politik, Wirtschaft und Kultur ins Bewusstsein bringen und sich so zum Herren der Gesellschaft und seiner eigenen Natur machen werde. Der Text unterstreicht das Ziel der Oktoberrevolution, eine Gesellschaft zu schaffen, »worin die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist«.[56]

Nachdem Baberowski sehr selektiv aus Trotzkis Text zitiert hat, stellt er dessen Aussagen auf den Kopf. Statt der Selbstermächtigung des Menschen unterstellt er dessen diktatorische Zurichtung und Unterdrückung, wie sie insbesondere aus dem deutschen Nationalsozialismus und in schwächerer Form auch aus der stalinisierten Sowjetunion bekannt sind. In Bezug auf Trotzkis Auffassungen schreibt Baberowski:

Für die bolschewistischen Führer war die Gewalt nicht nur ein Mittel zum Zweck. Der Gewalt- und Tötungskult war ein Teil des bolschewistischen Weltbildes, das den Gewalttäter als neuen Menschen auswies … Deshalb musste der neue Mensch seinen Körper disziplinieren und ihn in eine standardisierte, willenlose Maschine verwandeln, die nur noch dem Kollektiv gehörte.[57]

Durch seine bodenlose Fälschung der Auffassungen Trotzkis versucht Baberowski den Bolschewismus mit dem Stalinismus zu identifizieren. Aus dem gleichen Grund blendet er all die ungeheuren gesellschaftlichen Fortschritte aus, die durch die Oktoberrevolution geschaffen und durch die stalinistische Diktatur zu großen Teilen wieder rückgängig gemacht wurden. Dazu zählen neben der Beendigung des Weltkriegs und der Vergesellschaftung der Produktionsmittel auch die Aufteilung des Landes, die Gleichberechtigung der Frau, das Recht auf nationale Selbstbestimmung unterdrückter Ethnien und eine nie dagewesene Blüte der Kunst und Kultur.

Dabei verfälscht Baberowski nicht nur die Taten und Ziele der Bolschewiki, er wird in seiner einseitigen Gewaltdarstellung auch dem stalinistischen Regime nicht gerecht. Denn die stalinistische Herrschaft beruhte auf einem grundlegenden Widerspruch, der den brutalen Charakter des Regimes gerade ausmachte. Während die Bürokratie die Arbeiter unterdrückte und alle sozialistischen Ideale mit Füßen trat, verdankte sie ihre Position dem Arbeiterstaat und den Eigentumsverhältnissen der Oktoberrevolution. Die sozialistischen Eigentumsverhältnisse ermöglichten eine beispiellose gesellschaftliche und ökonomische Entwicklung. Trotz seiner stalinistischen Degeneration übte der erste Arbeiterstaat auf die Arbeiter der Sowjetunion und der ganzen Welt deshalb eine starke Anziehungskraft aus.

Nur so ist etwa der heroische Kampf der sowjetischen Arbeiter und Bauern gegen die nationalsozialistischen Truppen zu erklären. Obwohl Stalin die Rote Armee enthauptet und zahlreiche strategische Fehlentscheidungen getroffen hatte, warfen sich die sowjetischen Soldaten dem Faschismus mit aller Macht entgegen. Sie verteidigten die Errungenschaften der Revolution gegen die faschistische Gefahr.

Für Baberowski spielen diese Fragen keine Rolle. In seiner Version des Zweiten Weltkriegs wurden die sowjetischen Arbeiter und Bauern ausschließlich durch die unmittelbare Gewaltandrohung Stalins an die Front getrieben. »Denn Ideen spielen im Kampf überhaupt keine Rolle«, schreibt Baberowski. »Ideologien kommen nach dem Krieg ins Spiel, wenn es darauf ankommt, erbrachten Opfern einen Sinn zu verleihen.«[58]

Wie die Revolution stellt Baberowski den antifaschistischen Kampf der Roten Armee als bloßen Ausbruch der Gewalt dar. Dabei lässt er wiederum den historischen Kontext des deutschen Überfalls weitestgehend außen vor und arbeitet mit Fälschungen und Übertreibungen. Christoph Dieckmann weist darauf hin, dass Baberowski die Zahl der durch die Rote Armee getöteten Gefangenen beim Rückzug aus Lemberg kurzerhand verdreifacht und deutsche Kriegsmythen unkommentiert reproduziert.[59]

Revision früherer Thesen

Die Standpunkte, die Baberowski in »Verbrannte Erde« formuliert, sind Revisionen seiner früheren Thesen. Das Buch ist eine Überarbeitung des 2003 erschienenen Bands »Der Rote Terror«. Darin vertritt Baberowski noch die klassisch-antikommunistische Auffassung, dass der Stalinismus eine logische Folge des Modernisierungsstrebens des Marxismus war. Die Bolschewiki seien »gelehrige Schüler des Zeitalters der Vernunft und der Aufklärung« gewesen. Gerade daraus habe sich angesichts der Rückständigkeit Russlands der Terror Stalins entwickelt. »Für sie war der Staat ein Gärtner, der wilde Landschaften in symmetrisch angelegte Parks verwandelte.«[60]

Im Vorwort zu »Verbrannte Erde« stellt Baberowski nun fest, dass ihm diese Thesen »nicht mehr gefielen« und ihm vieles als »Unfug« erscheine, was er damals geschrieben habe. Entsprechend seiner Gewalttheorie sieht er jetzt nicht mehr den ordnenden Staat, sondern die Auflösung der Ordnung als Grundlage des Stalinismus an. »Die Sowjetunion der dreißiger Jahre wurde nicht von Bürokraten und ihren Regelwerken beherrscht, sondern von Patronen und Klienten regiert. Über allen erhob sich der Diktator, der seine Herrschaft auf die Loyalität seiner Vasallen in den Provinzen stützte.« Die Gewalt wird nicht mehr mit dem Modernisierungsstreben, sondern mit der Brutalität der Rückständigkeit erklärt: »Seine tödlichen Wirkungen entfaltete das moderne Streben nach Eindeutigkeit vor allem dort, wo dem Machbarkeitswahn und dem Vernichtungswillen fanatisierter Ideologen keine Grenzen gesetzt wurden: in den staatsfernen, vormodernen Gewalträumen.«[61]

Seine frühere, auf den Soziologen Zygmunt Bauman gestützte These bezeichnet Baberowski nun als »nichts weiter als eine Behauptung«.[62] Damit hat er zweifelsfrei recht. Aber auch seine neue Gewalt-Position belegt er in keiner Weise mit historischen Fakten, noch legt er die Motive für seine Revision dar. Von einem Wissenschaftler, der frühere Positionen revidiert, würde man erwarten, dass er sich intensiv mit den Quellen auseinandersetzt, frühere Urteile mit ihnen konfrontiert und so die neuen Ergebnisse begründet. Nicht so Baberowski: Auf der Grundlage seiner irrationalistischen Geschichtstheorie geht es ihm nicht darum, die historischen Ereignisse zu verstehen, sondern sie zur Identitäts- und Ideologiebildung zu missbrauchen.

Die Stoßrichtung seiner neuen Auffassung ist eindeutig: Wenn es staatsferne Gewalträume sind, die zu Terror und Barbarei führen, ist damit zugleich die militärische Intervention durch die großen Mächte gerechtfertigt, die für staatliche Ordnung und Frieden stehen. So reaktionär seine Modernisierungs-These auch war, enthielt sie demgegenüber doch auch eine gewisse Kritik an Kolonialpolitik und Imperialismus. Irma Kreiten, die zeitweise mit Baberowski zusammenarbeitete, führt seinen Sinneswandel auf seine Tätigkeit für das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) zurück und weist nach, dass er in neueren Schriften die Kolonialpolitik des Zarenreichs verklärt.[63]

Doch die eigentliche Stoßrichtung Baberowskis geht weit darüber hinaus. Im Wesentlichen geht es ihm um eine Relativierung der Nazi-Verbrechen und die Rehabilitierung des deutschen Imperialismus. Schon die Behauptung, dass die Barbarei des zwanzigsten Jahrhunderts ihren Schwerpunkt in den staatsfernen Regionen gehabt habe, ist angesichts der industriellen und generalstabs­mäßig geplanten Vernichtung der europäischen Juden durch den deutschen Faschismus eine bodenlose Geschichtsklitterung. Dasselbe gilt für die Behauptung, die Gewalt des Zweiten Weltkriegs sei keinen politischen Motiven gefolgt.

Bei der Lektüre von »Verbrannte Erde« wird mehr als deutlich, worum es Baberowski mit seiner Gewalt-These eigentlich geht. Nachdem er die Gewalt entpolitisiert und entkontextualisiert hat, setzt er die sowjetische mit der nationalsozialistischen Gewalt gleich. Erklärte er in »Der Rote Terror« noch, dass der faschistische Terror jenen der Sowjetunion »in den Schatten stellte«,[64] lässt er sie nun mindestens ebenbürtig erscheinen.[65]

Relativierung der Naziverbrechen und Rehabilitierung des deutschen Imperialismus

Im Lichte seiner Haltung zum Zweiten Weltkrieg ergeben all seine Auslassungen, Verdrehungen und Fälschungen der sowjetischen Geschichte einen neuen Sinn. Baberowskis Schilderungen der Bolschewiki und der sowjetischen Gesellschaft lassen barbarische Horden vor dem geistigen Auge erscheinen, die nur darauf warteten, das zivilisierte Europa zu überrennen. Es ist kein Zufall, dass seine Beschreibungen der Bolschewiki erstaunliche Ähnlichkeit mit der Propaganda der Nazis besitzen. Wenn Baberowski schildert, wie sich die alkoholkranken russischen Arbeiter in der zügellosen Gewalt mit den Bolschewiki trafen, deckt sich dies in erstaunlicher Weise mit den Ausführungen des NS-Propagandaministers Joseph Goebbels. Auf dem Parteitag der NSDAP von 1936 erklärte dieser etwa:

Der Bolschewismus ist deshalb schon allen anderen politischen Machtgruppen, die sich ihm nicht in schroffster Gegnerschaft entgegenstellen, überlegen, weil er in rücksichtslosester Weise das Untermenschentum, das in jedem Volke als Hefe vorhanden ist, gegen den Staat und seine erhaltenden Ideen mobilisiert. Er ist die Organisation der niedrigsten Instinkte eines Volkes zur Vernichtung aller hochwertigen rassischen Elemente.[66]

Bis auf den rassistischen Einschlag gleichen diese Tiraden jenen Baberowskis. Sie waren die unmittelbare Vorbereitung auf den Krieg gegen die Sowjetunion. Goebbels führt in seiner Rede aus, dass die Sowjetunion Krieg gegen Deutschland vorbereite und nur auf einen günstigen Moment warte, um loszuschlagen. Und auch hier ist Baberowski bei Goebbels. In »Verbrannte Erde« schreibt er implizit, dass Stalin einen Krieg gegen Deutschland führen wollte:

Im Krieg waren Stalin und seine Gefolgsleute ganz bei sich, nichts hätte dem Diktator mehr gefallen, als Kriege zu führen, die er auch gewinnen konnte.[67]

Diese unerhörte Behauptung kann Baberowski mit keinem einzigen Verweis belegen. Außer in der Nazi-Propaganda finden sich auch keine Hinweise darauf.

Baberowskis Lügen dienen dazu, den deutschen Überfall auf die Sowjetunion als Notwehr darzustellen. Indem er suggeriert, die barbarischen Horden der Sowjetunion hätten nur auf einen günstigen Moment für den Angriff auf Deutschland gewartet, impliziert er, dass ein Präventivkrieg Hitlers gerechtfertigt war. Um diese unverschämte These aufrechterhalten zu können, muss Baberowski Hitlers Ziel eines Vernichtungskriegs gegen die Sowjetunion leugnen oder zumindest relativieren. Hitler hatte schon 1925 in seiner Schrift »Mein Kampf« einen Vernichtungskrieg gegen Russland angekündigt und diese Haltung immer wieder bestätigt. In diversen Führererlassen hatte er die Vernichtung der »sowjetisch-jüdischen Intelligenz« und später großer Teile der Zivilbevölkerung der Region befehligt. In der rassistischen Konzeption der Nazis sollte auf diese Weise »Lebensraum im Osten« geschaffen werden. Der Generalplan Ost sah die Dezimierung der slawischen Bevölkerung um dreißig Millionen Menschen vor.

Doch laut Baberowski war es nicht der deutsche Imperialismus und der rassistische Vernichtungswille der Nazis, der zum Terror gegen die Zivilbevölkerung und schließlich zum Holocaust führte, sondern die Gegebenheiten der Ostfront, die vornehmlich durch die Sowjetunion hergestellt worden seien. Baberowski schreibt:

In jedem Krieg ist solch ein Zustand [wie er an der Ostfront herrschte] Grund genug, um dem Gegner Widerstand zu leisten und Grausamkeiten zu begehen. Mit Hinweis auf ideologische Überzeugungen ist solches Verhalten überhaupt nicht erklärbar. Hitlers Soldaten führten keinen Weltanschauungskrieg, sie führten vielmehr einen Krieg, dessen Dynamik sie nicht mehr entkamen … Hitler war schlecht beraten, Krieg gegen ein Regime zu führen, dem die Massengewalt zur zweiten Natur geworden war und dessen Soldaten mit dieser Gewalt umzugehen verstanden. Gegen eine solche Macht konnte die Wehrmacht auf Dauer nicht Sieger bleiben.[68]

In einem früheren Text behauptete Baberowski sogar, dass die Sowjetunion für den Vernichtungskrieg verantwortlich gewesen sei. Er schrieb:

Stalin und seine Generäle zwangen der Wehrmacht einen Krieg neuen Typs auf, der die Zivilbevölkerung nicht mehr verschonte.[69]

Das sind Formulierungen, wie sie sich sonst nur in rechtsradikalen Kreisen und bei Holocaustleugnern finden. Es ist eine historische Tatsache, dass die deutschen Truppen ein geschichtlich beispielloses Besatzungsregime führten, das schließlich in die industrielle Vernichtung der europäischen Juden mündete. Allein in den besetzten Gebieten der Sowjetunion töteten die Nazis drei Millionen Juden. Insgesamt wurden etwa 27 Millionen Sowjetbürger ermordet, davon über die Hälfte Zivilisten. Dass die Sowjetunion den Kampf gegen dieses monströse Regime gewann, lag nicht daran, dass ihr die Massengewalt zur zweiten Natur geworden war, sondern unter anderem an dem heroischen Kampf der Roten Armee und der industriellen Überlegenheit der Sowjetunion, die ab 1942 deutlich effektiveres Kriegsgerät produzierte. Die Verbrechen der stalinistischen Bürokratie hatten die Schlagkraft der Roten Armee hingegen eher geschwächt.[70]

Baberowski lässt keinen Zweifel daran, dass er den deutschen Faschismus und den Holocaust für weniger brutal hält als die stalinistische Diktatur in der Sowjetunion:

Es gab kein Land, in dem die Klassengegensätze schlimmer, die Privilegien der herrschenden Kaste größer gewesen wären, kein Land, in dem Menschen in solcher Angst leben mussten wie in der Sowjetunion.[71]

In einem Text von 2009 ist Baberowski noch expliziter:

Die Unterschiede zwischen den Systemen [des Stalinismus und Nationalsozialismus] überwiegen, wenn man ihre Vorkriegs­geschichte erzählt. Und aus moralischer Perspektive fällt dieser Vergleich nicht zugunsten der Bolschewiki aus.[72]

Nach Kriegsbeginn hätten die Faschisten den Bolschewismus lediglich nachgeahmt:

Der Krieg im Osten ermöglichte es ihnen, das Denkbare zu tun und ihr Vorhaben, Millionen Menschen zu töten, auch zu verwirklichen. So gesehen holten Hitler und seine Helfer nach, was Stalin und seine Gefolgsleute in der Sowjetunion bereits vollbracht hatten.[73]

Zudem tut er den Terror, den die Nazis gegen in Deutschland lebende Kommunisten, Sozialdemokraten, Juden, Homosexuelle etc. ausübten, als Nebensächlichkeit ab:

Im Gegensatz zu den Nationalsozialisten führten die Bolschewiki nicht nur Krieg gegen den äußeren Feind, sie erledigten auch den inneren.[74]

Und an anderer Stelle:

Innerhalb Deutschlands aber blieb die Diktatur eine Zustimmungsdiktatur, die von der Loyalität der Bürger getragen wurde und die nur einer Minderheit Furcht und Schrecken einjagte.[75]

Schließlich löst Baberowski sogar den Holocaust selbst von seinen Wurzeln im deutschen Imperialismus und der nationalsozialistischen Ideologie und stellt ihn als bloße Eskalationsstufe der Gewalt an der Ostfront dar. Er erklärt, dass auch die Sowjetunion die industrielle Vernichtung von Volksgruppen organisiert hätte, wenn sie nicht genug Raum für deren Deportation gehabt hätte:

Wie aber kam es, dass die stalinistische Gewaltspirale nicht in den industriell organisierten Massenmord führte? … Das Regime konnte stigmatisierte Kollektive nach Mittelasien verschicken und sie auf diese Weise aus der »Gefahrenzone« bringen. Die ethnische und soziale »Flurbereinigung« des Imperiums war nur möglich, weil die Machthaber im asiatischen Teil der Sowjetunion neue Räume der Ambivalenz einrichteten, in denen sie die Feinde sich selbst überlassen konnten.[76]

Das waren nur einige Beispiele für dutzende Formulierungen, die Baberowski immer wieder findet, um Hitlers Angriff auf die Sowjetunion zu rechtfertigen und die Verbrechen der Nazis zu relativieren. Was Baberowski heute formuliert, geht weit über die Positionen Noltes von 1986 hinaus.

Rezeption

Doch anders als in den 1980er Jahren rührt sich in den offiziellen Medien keinerlei Widerstand dagegen. Zwar wurde »Verbrannte Erde« in Fachkreisen scharf kritisiert,[77] doch kam nichts davon an die breite Öffentlichkeit. Stattdessen erhielt Baberowski für sein revisionistisches Werk »Verbrannte Erde« den Sachbuchpreis der Leipziger Buchmesse.

Dass es heute keinen Protest gegen Baberowskis Thesen gibt, hängt nicht mit der Qualität seiner Argumente, sondern mit dem Bankrott der ehemaligen Kritiker zusammen. In den letzten dreißig Jahren hat ein substanzieller Rechtsruck in Teilen des ehemals linken akademischen Milieus stattgefunden.

Einer der Protagonisten des Historikerstreits, Jürgen Habermas, hatte schon in den 1980er Jahren nur schwache Argumente gegen Nolte gefunden. Seither ist er kontinuierlich nach rechts gegangen. 1998 rechtfertigte er den ersten Kriegseinsatz der deutschen Armee seit dem Zweiten Weltkrieg. Aufgrund seiner Geschichte habe Deutschland die Pflicht, gegen Serbien Krieg zu führen, erklärte er damals in der »Zeit«.[78]

Hans-Ulrich Wehler hatte den Historikerstreit angestoßen und einige wertvolle historische Argumente gegen Nolte geliefert. Er starb im Juli vergangenen Jahres als Verteidiger Thilo Sarrazins und dessen fremdenfeindlicher und rassistischer Thesen.

Hans Mommsen, der in den 1980ern einige sehr wesentliche Argumente über die grundlegenden Unterschiede zwischen der stalinistischen Sowjetunion und dem nationalsozialistischen Deutschland vorgebracht hatte, schrieb das Vorwort für das bereits zitierte revisionistische Werk von Baberowski und Doering-Manteuffel[79] und lobte es darin nachdrücklich.

Besonderen Applaus erhält Baberowski von Vertretern der Linkspartei. Die Parteizeitung »Neues Deutschland« verfasste eine Lobeshymne auf »Verbrannte Erde«, in der Baberowski als »Tiefblicker in endlich geöffnete Archive« bezeichnet wird, der die »verbrecherisch ausgerichtete Psyche« Stalins aufgedeckt habe.[80] Die Rezension stellt sich ausdrücklich hinter Baberowskis Verfälschung der Oktoberrevolution und des Stalinismus:

Der putschistische Revolutions-Überfall Lenins auf die russische Geschichte; der radikale Stiefelmarsch der Bolschewiki über alle bürgerlichen Keimfelder hinweg; jener irrwitzige, mehrheitsferne Kampf der neuen Staatsmacht gegen Krieg und Ausbeutung, der doch nur neuen Krieg und weiteres Elend erzeugte; eine Kollektivierungshitze, die Hassbrände zwischen Stadt und Land legte – dies alles schuf jenen ständig brüchigen Staat, jenes Chaos, darin sich Stalins pathologische Lust an der Grausamkeit, getarnt unterm Pathosbanner einer rettenden Führerschaft, jahrelang ausleben konnte.[81]

Die revisionistischen Positionen Baberowskis werden in dem Artikel nicht einmal erwähnt. Das Gleiche gilt für Besprechungen des Buches von der Rosa-Luxemburg-Stiftung oder der Linkspartei-Bundestagsabgeordneten Halina Wawzyniak. Letztere unterstreicht in ihrer Besprechung ausdrücklich die Kontinuitätsthese zwischen Bolschewismus und Stalinismus.[82] Auch Reemtsmas Gewalttheorien finden Anklang bei Linkspartei-Ideologen wie Michael Brie, wie der Autor im persönlichen Gespräch erfuhr.

Evrim Sommer, die für die Linkspartei im Berliner Abgeordnetenhaus sitzt, lud Baberowski im Mai 2015 zu einer Diskussion in ihren Wahlkreis in Lichtenberg ein und schloss jeden aus der Versammlung aus, der verdächtigt wurde, kritische Fragen zu stellen. Sie selbst stellte sich explizit hinter Baberowski und attackierte die kritischen Studierenden der Humboldt-Universität.

Diese klare Positionierung von erheblichen Teilen vormals linker oder liberaler Akademiker und Politiker ist Ausdruck einer sozialen Orientierung. In dem Maße, in dem die soziale Polarisierung wächst und der Militarismus vorangetrieben wird, wenden sich die wohlhabenden Teile der Mittelschichten und ihre Fürsprecher den herrschenden Eliten zu. Mit der Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion und der Wiedervereinigung Deutschlands ließen sie jede Scheu fallen und formulierten immer offener ihre eigenen sozialen Interessen.

Das Schmieröl für die Rechtswende dieser Schichten bilden die Theorien der Postmoderne, die Jörg Baberowski wie kaum ein anderer auf die Spitze treibt. Bei der Vorstellung seines Buchs »Die Russische Revolution und das unvollendete Zwanzigste Jahrhundert« auf der Buchmesse in Leipzig fasste David North die Grundlagen der Postmoderne treffend zusammen:

In theoretischer Hinsicht beruht sie auf einem subjektiven, idealistischen Irrationalismus. In politischer Hinsicht ist sie durch Feindschaft gegen den Sozialismus motiviert. In gesellschaftlicher Hinsicht wurzelt sie in den materiellen Interessen der herrschenden Klasse und wohlhabender Teile der Mittelschicht.[83]

In den letzten Jahren haben sich mit der Wiederkehr des deutschen Militarismus die gesellschaftlichen Konflikte weiter zugespitzt. Die aggressive Außenpolitik der Bundesregierung stößt auf die Ablehnung der überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung. Um sie dennoch durchzusetzen, sind auf politischer Ebene autoritäre Maßnahmen und auf ideologischer Ebene Geschichtsfälschungen und Lügen nötig.

Jörg Baberowski verkörpert beide Elemente. Er verbindet seine üblen Tiraden gegen die Oktoberrevolution und seine Relativierung der Nazi-Verbrechen mit der Forderung nach einer aggressiveren Außenpolitik. Im Oktober 2014 erklärte er auf einer Podiumsdiskussion des Deutschen Historischen Museums in betont legerer Haltung, wie wichtig es sei, dass »Deutschland Verantwortung übernimmt, vor allem in solchen Konflikten, die es selbst betreffen«.

Dabei müsse man »sich darüber im Klaren sein, dass das viel Geld kosten wird, und dass man Soldaten und Waffen in ein Machtvakuum hinein schicken muss«, sagte Baberowski. Dafür brauche man »den politischen Willen und die politische Strategie. Und vor allem muss man dann auch sagen, damit das klappt, müssen wir da auch reingehen. Und das muss es uns wert sein. Das kostet Geld. Wir müssen da Truppen rein schicken. Diese Länder wie der Irak oder Syrien oder Libyen sind nicht mehr im Stande, dieses Problem selbst zu lösen.«

Um die Terroristen zu besiegen, schlägt Baberowski schließlich nichts weniger als die Methoden des Vernichtungskriegs vor. Wörtlich sagte er:

Und wenn man nicht bereit ist, Geiseln zu nehmen, Dörfer niederzubrennen und Menschen aufzuhängen und Furcht und Schrecken zu verbreiten, wie es die Terroristen tun, wenn man dazu nicht bereit ist, wird man eine solche Auseinandersetzung nicht gewinnen, dann soll man die Finger davon lassen.[84]

Dass solche Aussagen ebenso wie Baberowskis üble Geschichts­lügen in den Medien und im Wissenschaftsbetrieb nicht nur unwidersprochen bleiben, sondern unterstützt und verteidigt werden, ist ein Zeichen für den heruntergekommenen Zustand der deutschen Intelligenz. Sie ist eine zentrale Säule des deutschen Militarismus geworden.

Der Kampf für die historische Wahrheit ist deshalb aufs Engste mit dem Kampf gegen Militarismus und seine Wurzeln im Kapitalismus verbunden. So sehr die Arbeiter die historischen Erfahrungen brauchen, um unabhängig ins politische Geschehen eingreifen zu können, so sehr braucht eine an der Aufdeckung der Wahrheit orientierte Geschichtswissenschaft die politische Bewegung der Arbeiterklasse.


[1]

David North, Die Russische Revolution und das unvollendete Zwanzigste Jahrhundert, Essen 2015, S. 24.

[2]

Dirk Kurbjuweit, »Der Wandel der Vergangenheit«, in: Der Spiegel 7/2014, 10.2.2014, S. 116, http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-124956878.html, aufgerufen am 16.6.2015.

[3]

Vgl. etwa: Fritz Fischer, »Hitler war kein Betriebsunfall«, in: Spiegel Spezial 1989/2, 1.2.1989, http://www.spiegel.de/spiegel/spiegelspecial/d-52322577.html, aufgerufen am 16.06.2015.

[4]

Das so genannte Entnazifizierungsschlussgesetz vom 11. Mai 1951, auch als 131er-Gesetz bekannt, ermöglichte die Wiedereinstellung so genannter »Mitläufer« in den öffentlichen Dienst.

[5]

Siehe Dirk Kurbjuweit, »Der Wandel der Vergangenheit«, in: Der Spiegel 7/2014, S. 115.

[6]

Peter Schwarz, Marxismus gegen Maoismus, Essen 1988, S. 53.

[7]

Ebd., S. 62–63.

[8]

Andreas Kühn, Stalins Enkel, Maos Söhne. Die Lebenswelt der K-Gruppen in der Bundesrepublik der 70er Jahre, Frankfurt am Main 2005, S. 128, 129–130.

[9]

»Kommunismus und Klassenkampf 7/1978«, S. 335, zitiert nach: Andrea Ludwig, Neue oder deutsche Linke? Nation und Nationalismus im Denken von Linken und Grünen, Opladen 1995, S. 53.

[10]

Vgl. Andreas Kühn, Stalins Enkel, Maos Söhne, S. 130–131.

[11]

Zu den wichtigsten politischen Akteuren zählen der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann, die ehemalige Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt, der Leiter der Heinrich-Böll-Stiftung Ralf Fücks sowie Joscha Schmierer, früherer außenpolitischer Berater von Joschka Fischer und Frank-Walter Steinmeier; bekanntester Manager ist der frühere Vorstandsvorsitzende des Logistikkonzerns Schenker, Hans-Jörg Hager.

[12]

Vgl. Jörg Baberowski, »Putin ist immer einen Schritt voraus«, in: Tagesanzeiger, 19.5.2015, http://www.tagesanzeiger.ch/kultur/Putin-ist-immer-einen-Schritt-voraus/story/12196544, aufgerufen am 31.5.2015.

[13]

Ernst Nolte, »Vergangenheit, die nicht vergehen will. Eine Rede, die geschrieben, aber nicht gehalten werden konnte«, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6.6.1986, zitiert nach: Reinhard Kühnl (Hrsg.), Streit ums Geschichtsbild. Die »Historiker-Debatte«. Darstellung, Dokumentation, Kritik, Köln 1987, S. 36.

[14]

Hans Mommsen, »Das Ressentiment als Wissenschaft. Anmerkungen zu Ernst Noltes ›Der europäische Bürgerkrieg 1917–1945. Nationalsozialismus und Bolschewismus‹«, in: Geschichte und Gesellschaft, Jg. 14, Heft 4, 1988, S. 502.

[15]

Dirk Kurbjuweit, »Der Wandel der Vergangenheit«, in: Der Spiegel 7/2014, S. 115, 116.

[16]

Vgl. Jörg Baberowski, »Zivilisation der Gewalt. Die kulturellen Ursprünge des Stalinismus«, Antrittsvorlesung, auf: Humboldt-Universität zu Berlin, 10.7.2003, http://edoc.hu-berlin.de/humboldt-vl/136/baberowski-joerg-3/PDF/baberowski.pdf, aufgerufen am 6.7.2015.

[17]

Vgl. Hans Ehlert, »Vorwort«, in: MGFA (Hrsg.), Wegweiser zur Geschichte. Afghanistan, Paderborn 2009, S. 7–8; Jörg Baberowski, »Der hundertjährige Krieg 1774–1878: Russische Expansion und zaristische Herrschaft«, in: MGFA (Hrsg.), Wegweiser zur Geschichte. Kaukasus, Paderborn 2008, S. 37–45; Jörg Baberowski, »Afghanistan als Objekt britischer und russischer Fremdherrschaft im 19. Jahrhundert«, in: MGFA (Hrsg.), Wegweiser zur Geschichte. Afghanistan, Paderborn 2009, S. 27–35.

[18]

Vgl. »Angebote«, auf: Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, http://www.mgfa-potsdam.de/html/zms_bildAnzeige.php?img_id=810&PHPSESSID=, aufgerufen am 6.7.2015.

[19]

Benjamin Bidder, »Partisanen-Propaganda. Moskau stuft deutschen Historiker als Extremisten ein«, auf: Spiegel Online Politik, 16.6.2014, http://www.spiegel.de/politik/ausland/russland-stuft-deutschen-historiker-stopper-als-extremisten-ein-a-974971.html, aufgerufen am 6.7.2015.

[20]

Sebastian Stopper, »Das Brjansker Gebiet unter der Besatzungsherrschaft der Wehrmacht 1941 bis 1943«, Dissertation, auf: Humboldt-Universität zu Berlin, 9.7.2012, S. 168, http://edoc.hu-berlin.de/dissertationen/stopper-sebastian- 2012–07-09/PDF/stopper.pdf, aufgerufen am 2.6.2015.

[21]

Tilmann Warnecke und Anja Kühne, »Herfried Münkler wirft Bloggern antisemitische Muster vor«, auf: Der Tagesspiegel, 20.5.2015, http://www.tagesspiegel.de/wissen/muenkler-watch-an-hu-berlin-herfried-muenkler-wirft-bloggern-antisemitische-muster-vor/11801382.html, aufgerufen am 16.6.2015.

[22]

Friederike Haupt, »Unser Professor, der Rassist«, auf: Frankfurter Allgemeine Politik, 17.5.2015, http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/attacken-gegen-professoren-muenkler-und-baberowski-13596126.html, aufgerufen am 16.6.2015.

[23]

»IYSSE protestieren gegen Unterdrückung der Diskussionsfreiheit an der Humboldt-Universität durch Professor Baberowski«, 22.2.2014, siehe ab S. 164 in diesem Buch.

[24]

Jörg Baberowski, Der Sinn der Geschichte. Geschichtstheorien von Hegel bis Foucault, München 2005, 2. Auflage 2013, S. 22.

[25]

Ebd., S. 28.

[26]

Jörg Baberowski, »Angst und Macht. Tätergemeinschaften im Stalinismus«, in: Jörg Baberowski, Robert Kindler (Hrsg.), Macht ohne Grenzen. Herrschaft und Terror im Stalinismus, Frankfurt am Main 2014, S. 47.

[27]

Jörg Baberowski, Der Sinn der Geschichte. Geschichtstheorien von Hegel bis Foucault, München 2005, 2. Auflage 2013, S. 29–30.

[28]

Ebd., S. 115.

[29]

Wolfgang Sofsky, Traktat über die Gewalt, Frankfurt am Main 2005.

[30]

Jan-Philipp Reemtsma, Die Gewalt spricht nicht. Drei Reden, Leipzig 2002.

[31]

Jörg Baberowski, »Ermöglichungsräume exzessiver Gewalt«, in: Jörg Baberowski, Gabriele Metzler (Hrsg.), Gewalträume. Soziale Ordnungen im Ausnahmezustand, Frankfurt am Main 2012, S. 12–13.

[32]

Jörg Baberowski, »Kriege in staatsfernen Räumen. Russland und die Sowjetunion 1905–1950«, in: D. Beyrau, M. Hochgeschwender, D. Langewiesche (Hrsg.), Formen des Krieges. Von der Antike bis zur Gegenwart, Paderborn 2007, S. 309.

[33]

Vgl. Jörg Baberowski, »Ermöglichungsräume exzessiver Gewalt«, in: Jörg Baberowski, Gabriele Metzler (Hrsg.), Gewalträume. Soziale Ordnungen im Ausnahmezustand, Frankfurt am Main 2012, S. 24.

[34]

Jörg Baberowski, Der Sinn der Geschichte. Geschichtstheorien von Hegel bis Foucault, München 2005, 2. Auflage 2013, S. 98.

[35]

Jörg Baberowski, Verbrannte Erde. Stalins Herrschaft der Gewalt, München 2012, S. 49.

[36]

Ebd., S. 58.

[37]

Ebd., S. 66.

[38]

Ebd., S. 44.

[39]

Ebd.

[40]

Ebd., S. 58.

[41]

David North, Die Russische Revolution und das unvollendete Zwanzigste Jahrhundert, Essen 2015, S. 42.

[42]

Alexander Rabinowitch, Die Sowjetmacht. Das erste Jahr, Essen 2010, S. x.

[43]

Vgl. ebd., »Wie es zum ›Roten Terror‹ kam«, S. 419–479.

[44]

Leo Trotzki, Terrorismus und Kommunismus, Dortmund 1976, S. 44.

[45]

Jörg Baberowski, Verbrannte Erde. Stalins Herrschaft der Gewalt, München 2012, S. 63.

[46]

Ebd., S. 68.

[47]

Ebd., S. 61.

[48]

Ebd., S. 131.

[49]

Ebd., S. 217.

[50]

Wadim S. Rogowin, Gab es eine Alternative zum Stalinismus?, Essen 1996, S. 39.

[51]

Leo Trotzki, »Rätsel UdSSR«, 21.6.1939, auf: MLWerke, http://www.mlwerke.de/tr/1939/390621a.htm, aufgerufen am 23.6.2015.

[52]

David North, »Einleitung«, in: Leo Trotzki, Verratene Revolution, Essen 1997, S. 15.

[53]

Jörg Baberowski, Verbrannte Erde. Stalins Herrschaft der Gewalt, München 2012, S. 110–111.

[54]

Ebd., S. 227.

[55]

Leo Trotzki, Literatur und Revolution, Essen 1994, S. 245.

[56]

Karl Marx, Friedrich Engels, »Manifest der Kommunistischen Partei«, in: MEW, Bd. 4, Berlin 1974, S. 482.

[57]

Jörg Baberowski, Verbrannte Erde. Stalins Herrschaft der Gewalt, München 2012, S. 136–138.

[58]

Ebd., S. 439.

[59]

Vgl. Christoph Dieckmann, »Die Suche geht weiter. Stalin, der Stalinismus und das Rätsel der Gewalt«, in: Osteuropa, Jg. 62, Heft 4, April 2012, S. 135.

[60]

Jörg Baberowski, Der Rote Terror. Die Geschichte des Stalinismus, Frankfurt am Main 2003, 2. Auflage 2008, S. 13, 12.

[61]

Jörg Baberowski, Verbrannte Erde. Stalins Herrschaft der Gewalt, München 2012, S. 9, 10, 28, 27.

[62]

Ebd., S. 10.

[63]

Vgl. Irma Kreiten, »Wenn das Militär Geschichte schreibt. Jörg Baberowski und das Kolonialklischee vom ›kriminellen Nordkaukasier‹«, auf: Sochi 2014 und der Völkermord an den Tscherkessen – Nachgefragt, 2.3.2014, http://sochi2014-nachgefragt.blogspot.com.tr/2014/03/wenn-das-militar-geschichte-schreibt.html, aufgerufen am 6.7.2015.

[64]

Jörg Baberowski, Der Rote Terror. Die Geschichte des Stalinismus, Frankfurt am Main 2003, 2. Auflage 2008, S. 225.

[65]

Vgl. Jörg Baberowski, Verbrannte Erde. Stalins Herrschaft der Gewalt, München 2012, S. 417.

[66]

Joseph Goebbels, »Rede auf dem Parteikongress der NSDAP in Nürnberg«, 10.9.1936, auf: History in Movements, http://histmove.ouvaton.org/pag/chr/pag_009/de/docu_1936_09_10_Goebbels.htm, aufgerufen am 7.7.2015.

[67]

Jörg Baberowski, Verbrannte Erde. Stalins Herrschaft der Gewalt, München 2012, S. 396.

[68]

Ebd., S. 403.

[69]

Jörg Baberowski, »Kriege in staatsfernen Räumen. Russland und die Sowjetunion 1905–1950«, in: D. Beyrau, M. Hochgeschwender, D. Langewiesche (Hrsg.), Formen des Krieges. Von der Antike bis zur Gegenwart, Paderborn 2007, S. 305.

[70]

Vgl. Jürgen Zarusky, »Schematische Übertragungen. Stalinismus und Nationalsozialismus bei Jörg Baberowski«, in: Osteuropa, Jg. 62, Heft 4, April 2012, S. 125.

[71]

Jörg Baberowski, Verbrannte Erde. Stalins Herrschaft der Gewalt, München 2012, S. 11.

[72]

Jörg Baberowski, »Totale Herrschaft im staatsfernen Raum. Stalinismus und Nationalsozialismus im Vergleich«, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 57, Berlin 2009, S. 1026.

[73]

Ebd.

[74]

Jörg Baberowski, Anselm Doering-Manteuffel, Ordnung durch Terror. Gewalt­exzesse und Vernichtung im nationalsozialistischen und im stalinistischen Imperium, Bonn 2006, S. 83.

[75]

Jörg Baberowski, »Totale Herrschaft im staatsfernen Raum. Stalinismus und Nationalsozialismus im Vergleich«, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 57, Berlin 2009, S. 1023–1024.

[76]

Jörg Baberowski, Anselm Doering-Manteuffel, Ordnung durch Terror. Gewalt­exzesse und Vernichtung im nationalsozialistischen und im stalinistischen Imperium, Bonn 2006, S. 89.

[77]

Vgl. etwa Benno Ennker, »Ohne Ideologie, ohne Staat, ohne Alternative? Fragen an Jörg Baberowski«, Jürgen Zarusky, »Schematische Übertragungen. Stalinismus und Nationalsozialismus bei Jörg Baberowski«, Christoph Dieckmann, »Die Suche geht weiter. Stalin, der Stalinismus und das Rätsel der Gewalt«, in: Osteuropa, Jg. 62, Heft 4, April 2012.

[78]

Jürgen Habermas, »Bestialität und Humanität«, in: Die Zeit, 29.4.1999.

[79]

Jörg Baberowski, Anselm Doering-Manteuffel, Ordnung durch Terror. Gewalt­exzesse und Vernichtung im nationalsozialistischen und im stalinistischen Imperium, Bonn 2006.

[80]

Hans-Dieter Schütt, »Beruhige Dich? Ruhig kann ich nicht sein«, in: Neues Deutschland, 19.3.2012, http://www.neues-deutschland.de/artikel/221705.beruhige-dich-ruhig-kann-ich-nicht-sein.html, aufgerufen am 26.3.2015.

[81]

Ebd.

[82]

Halina Wawzyniak, »Verbrannte Erde«, auf: Blog von Halina Wawzyniak, 8.1.2013, http://blog.wawzyniak.de/tag/baberowski/, aufgerufen am 23.6.2015.

[83]

David North, »Sozialismus und historische Wahrheit«, siehe ab S. 137 in diesem Buch.

[84]

»Schlüterhofgespräch« im Deutschen Historischen Museum, 1.10.2014, Audiodatei, https://www.dhm.de/fileadmin/medien/relaunch/AUDIO/Schlueterhofgespraeche_01.10.2014_1.mp3, aufgerufen am 21.6.2015 (das Zitat ist ab der 20. Minute zu hören).