David North
Das Erbe, das wir verteidigen

Bandas Schule der Fälschung

Das Jahr 1953 brachte der Entwicklung der Vierten Internationale den historisch bedeutendsten Einschnitt seit dem Tod Leo Trotzkis im Jahr 1940. James P. Cannon, Führer und Gründer der Socialist Workers Party, veröffentlichte 1953 den »Offenen Brief«, und im November desselben Jahres wurde das Internationale Komitee gegründet.

Abgesehen von den unvermeidlichen Grenzen jeder Analogie kommt der Spaltung mit den Pablisten in der Entwicklung des Trotzkismus dieselbe Bedeutung zu wie der Spaltung von 1903 in der Geschichte des Bolschewismus. 1953 war die Vierte Internationale mit einer existenzbedrohenden opportunistischen Tendenz konfrontiert, die die theoretischen, politischen und organisatorischen Grundprinzipien des Trotzkismus in Frage stellte. Sämtliche folgenden Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Tendenzen, die sich auf den Trotzkismus berufen, ergaben sich stets über die Fragen, die 1953 zum ersten Mal ausgefochten wurden.

Genau wie die Spaltung auf dem Zweiten Parteitag 1903 nicht endgültig und für alle Zeiten die politischen Fragen klärte, die den Bolschewismus vom Menschewismus trennten, so blieben auch nach der Spaltung in der Vierten Internationale viele Fragen unbeantwortet. Die tiefgreifenderen Implikationen der Spaltung sollten erst im Verlauf der nächsten Jahre zutage treten. Jedoch bestätigen alle folgenden Ereignisse ausnahmslos, dass sich 1953 zwei unversöhnbare politische Tendenzen gegenüberstanden, die verschiedene gesellschaftliche Kräfte vertraten. Der proletarische Flügel der Vierten Internationale, also die »orthodoxen Trotzkisten« unter der Führung von James P. Cannon, gründete das Internationale Komitee. Das Internationale Sekretariat, geführt von Michel Pablo und Ernest Mandel, vertrat eine kleinbürgerliche, revisionistische Tendenz.

Pablos Positionen waren ein unverhüllter Angriff auf die fundamentalen programmatischen Auffassungen, die der Gründung der Vierten Internationale 1938 zugrunde gelegen hatten. Mit seinen opportunistischen Vorschlägen, die Sektionen der Vierten Internationale »in die wirkliche Massenbewegung zu integrieren«, »die revolutionäre Vorhut mit der natürlichen Bewegung der Klasse wirklich zu verschmelzen, ganz gleich, wie sie sich in jedem Land bildet und ausformt«, und »alle doktrinären schematischen Barrieren« niederzureißen, »die das formale Denken von der revolutionären Aktion trennen«, legte es Pablo, ob er sich darüber bewusst war oder nicht, darauf an, die Vierte Internationale als unabhängige revolutionäre Tendenz in der Arbeiterbewegung zu zerstören. Sein Programm wandte sich nicht nur gegen Trotzkis Charakterisierung des Stalinismus als Agentur des Imperialismus, sondern stellte auch die revolutionäre Rolle der Arbeiterklasse in Frage und wies Lenins und Trotzkis Theorie der revolutionären Partei zurück. Die Grundlage für den Aufbau der revolutionären Partei des Proletariats sah der Pablismus nicht in einem bewussten Kampf für den Marxismus und gegen alle vorherrschenden und sich spontan entwickelnden Formen des bürgerlichen Bewusstseins. Stattdessen stützte er sich auf einen plumpen Objektivismus, der den bestehenden Führungen in der Arbeiterbewegung – allen voran den stalinistischen Bürokratien – eine entscheidende historische Rolle für den Sieg des Sozialismus zuschrieb.

Zwischen 1949 und 1953 entwickelte Pablo die Position, dass die sowjetische Bürokratie unter dem Druck der Massen gezwungen sein werde, revolutionäre Kämpfe gegen den Imperialismus zu führen, und dass die Weltrevolution unter stalinistischer Vorherrschaft vollendet würde. Außerdem dehnte der Pablismus die falschen Behauptungen, die er zugunsten der stalinistischen Bürokratie vorbrachte, auch auf die bürgerlich-nationalistischen Bewegungen in den halbkolonialen und unterentwickelten Ländern aus. Der Kern dieser Revisionen bestand darin, dass der Kampf für die unbedingte politische Unabhängigkeit der Arbeiterklasse von allen kleinbürgerlichen Tendenzen aufgegeben wurde. Daraus folgte, dass die Rolle der Vierten Internationale bei der Lösung der Krise der proletarischen Führung geleugnet wurde.

Seinen objektiven Ursprung hatte der pablistische Revisionismus in der Kapitulation kleinbürgerlicher Elemente, wozu in den USA noch konservative Arbeiterschichten kamen, vor dem enormen Druck des Imperialismus, der, teilweise vermittelt über die stalinistische Bürokratie, nach dem Zweiten Weltkrieg auf der Vierten Internationale lastete. Trotz ihrer späteren Degeneration kommt Cannon und auch Gerry Healy in England und Pierre Lambert in Frankreich der unauslöschliche historische Verdienst zu, dass sie den Pablismus bekämpften und die historische Kontinuität des Trotzkismus bewahrten. Obwohl Herr Banda das Gegenteil behauptet, leben nicht nur die Übeltaten eines Menschen fort. Die objektive Bedeutung des Kampfs, der 1953 gegen den Pablismus geführt wurde, bleibt nach wie vor ein entscheidendes historisches Bindeglied in der Geschichte des Trotzkismus. Genau dieses historische Bindeglied weist Banda jetzt zurück. Seiner Meinung nach war »das IK eine grandiose Illusion, ein verächtliches Manöver und eine widerwärtige Scharade«, der »Offene Brief« eine »politische Hirnlosigkeit« von Cannon und Healy, die »organisch an die prowestlichen Bürokratien gefesselt waren«, um »ihre eigene Operationsbasis zu bewahren«.

Laut Banda lieferte Cannons und Healys politischer Bankrott den Beweis dafür, dass die Vierte Internationale in einem wahrhaft erbärmlichen Zustand war – eine Organisation, die unter einer angeborenen Unfähigkeit zu revolutionärer Führung litt. Banda erklärt, dass die Vierte Internationale 1951 weit davon entfernt gewesen sei, die Kontinuität des Marxismus zu repräsentieren, vielmehr sei »die VI 1951 völlig entkräftet« gewesen, nichts weiter als »eine Ersatz-Internationale, ein historischer Unfall, ein Bastard aus einer prinzipienlosen Vereinigung, durch und durch erfüllt von Opportunismus und politischer Doppelzüngigkeit«. (Betonung im Original) All diese Übertreibungen zielen darauf ab, die politische und historische Bedeutung der Ereignisse von 1953 vom Tisch zu wischen. Um seine eigene Kapitulation vor Methoden und Perspektiven des pablistischen Revisionismus zu vertuschen, kramt Banda jedes nur erdenkliche Schimpfwort aus seinem reichhaltigen Wortschatz hervor und schleudert es gegen diejenigen, die diesen Revisionismus bekämpften.

Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen dieser grotesken Revision der Geschichte der Vierten Internationale und Bandas Aktivitäten Ende 1985 in Sri Lanka, wo er während seiner ausgedehnten »Beurlaubung« vom Posten des Generalsekretärs Diskussionen mit der LSSP führte. Die Rolle der LSSP bestand 1953 darin, dass sie zwar behauptete, Pablos politische Schlussfolgerungen abzulehnen, sich aber gleichzeitig gegen den »Offenen Brief« und gegen die Gründung des Internationalen Komitees wandte. Wie die Ereignisse bald zeigen sollten, vertrug sich der Kampf gegen den Revisionismus in der Vierten Internationale immer weniger mit der zunehmenden Anpassung der LSSP an den Stalinismus und bürgerlichen Nationalismus, die 1964 in ihrem Eintritt in eine bürgerliche Koalitionsregierung gipfelte. Auf den Spuren der LSSP unternimmt Banda den Versuch, ihren Opportunismus nachträglich zu rechtfertigen, indem er diejenigen abwertet und verleumdet, die das Internationale Komitee gebildet haben. Banda wird vor nichts zurückschrecken, um die Vierte Internationale zu diskreditieren und zu beweisen, dass man dem Pablismus nicht die Liquidierung der Vierten Internationale vorwerfen kann, da ja, wie Banda betont, 1953 schon gar nichts mehr übrig war, was man hätte liquidieren können – das heißt, der politische Zusammenbruch fällt in die Zeit vor der Gründung des Internationalen Komitees.

Die »27 Gründe« zeichnen sich durch eine polemische Sorglosigkeit aus, die Bandas Einstellung entstammt, alles sei erlaubt. Er schreckt nicht einmal vor der unglaublichen Behauptung zurück: »Der Mord an Trotzki und der Krieg, die keineswegs die ungelösten Probleme lösten und die Entwicklung der VI beschleunigten, hatten in Wirklichkeit den entgegengesetzten Effekt« – womit er andeutet, Trotzkis Ermordung hätte sich positiv auswirken sollen. Man könnte diesen Satz als Druckfehler betrachten und übergehen, wenn er sich nicht so vollständig mit der Grundlinie decken würde, die sich durch Bandas Argumentation zieht: dass Trotzki mit der Gründung der Vierten Internationale einen katastrophalen Unfug begangen und der Arbeiterklasse ein monströses politisches Gebilde hinterlassen habe. Bei Bandas »erneuter Untersuchung« der Geschichte der Vierten Internationale kommt im Endeffekt kaum mehr heraus, als dass ihre Führer durch den Dreck gezogen werden, und zwar mit System. Er nennt sie »kleinbürgerliche Dilettanten, Scharlatane und Fantasten unter der Maskerade einer ›Weltpartei‹«, eine »sich selbst reproduzierende bürokratische Clique«, »Flöhe«, »reformistische Schwindler«, und sogar »jesuitische Missionare«. Die Hauptfigur dieses Horrorkabinetts in Bandas schwülstig-schauerlicher Darstellung der Vierten Internationale ist nicht Healy, sondern vielmehr James P. Cannon, dessen unverzeihliche Verbrechen, einmal abgesehen von seiner amerikanischen Herkunft, so zahlreich sind, dass man kaum auf alle eingehen kann. Folgendes wirft Banda ­Cannon vor:

1) eine »widerwärtige Anpassung an Norman Thomas und die Socialist Party in den USA 1934/35«; 2) einen »kriminellen Verrat« – ja, den »größten Verrat am Trotzkismus« – in dem Prozess von Minneapolis 1941, wo er »schamlos die Strategie und Taktik des revolutionären Defätismus fallen ließ«; 3) Cannons »politische Feigheit und seine Kapitulation vor den rückständigen Schichten der US-amerikanischen Arbeiterklasse«; 4) er verwandelte den Trotzkismus in »ein fetischistisches Dogma«; 5) eine »Orientierung zur Landesverteidigung, verkleidet in scheinbar revolutionäre Phrasen«; 6) er »verherrlichte die Ausnahmestellung Amerikas«; 7) er »passte sich unterdessen an linke Demokraten an und schwieg in schamloser und unergründlicher Manier zu der Hinrichtung der Rosenbergs«; 8) »eine abstoßende politische Gleichgültigkeit gegenüber der Verfolgung der Kommunistischen Partei der USA«; 9) er »zog niemals in Betracht, die KP als legitimen Bestandteil der Arbeiterklasse anzusehen«; 10) eine »pazifistisch-moralische Empörung über den Korea-Krieg«; 11) er schuf »bewusst ein Frankenstein-Monster in der Gestalt von Pablo«; und 12) er wusste »über die Klassenbeziehungen in den USA noch weniger Bescheid als über Faschismus«.

Weiter unten werden wir nachweisen, dass Bandas Angriff auf Cannon und die SWP gezielt darauf ausgerichtet ist, den Kampf zu diskreditieren, der 1953 gegen den Pablismus geführt wurde. Die Beschimpfungen, mit denen er Cannon überhäuft, sind im Wesentlichen eine Wiederholung der Verleumdungen, die schon die amerikanischen Pablisten, also die äußerste Rechte der Revisionisten, vorgebracht haben. Laut Banda war aber Cannon nicht der einzige Bösewicht. Die Vierte Internationale, erzählt er uns, sah sich Trotzkis »dialektischer Fähigkeiten und Voraussicht« beraubt und »war nicht einmal fähig, aus ihrer eigenen Vergangenheit zu lernen«. Sie beteiligte sich »nicht an der Résistance und spielte gar keine oder nur eine geringe Rolle, wenn es darum ging, für eine revolutionäre defätistische Linie zu kämpfen«. Zum Ende des Zweiten Weltkriegs nahm ihr »impressionistischer Eklektizismus« »abnormale Ausmaße« an. Sie machte sich einer »schändlichen Kriecherei vor den westlichen Demokratien« schuldig, »beugte sich Mandels zionistischen Neigungen«, und ihr interner Kampf gegen die rechte Tendenz unter Morrow und Goldman war lediglich »ein Alibi und eine willkommene Ablenkung, die den Abstieg in einen Pragmatismus übelster Sorte nicht aufhielt«.

Bei seiner Betrachtung der Geschichte der Vierten Internationale vergisst Banda eine Kleinigkeit: den Klassenkampf und seine materiellen Grundlagen, die im Widerspruch zwischen der Entwicklung der Produktivkräfte und den bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissen liegen. Er reduziert die Geschichte der Vierten Internationale auf kleinliche Streitereien von Leuten, die einen schlechten Charakter haben und alles in allem schwer von Begriff sind – natürlich gilt das alles nur für die Zeit, als Banda noch nicht dabei war – und deren Handlungsweise man aus ihren persönlichen, in der Regel eigennützigen Motiven ableiten muss.

Außer dem nicht näher erläuterten »Wunder« von Trotzkis Genie gab es abgesehen von den persönlichen Ambitionen einer Handvoll Individuen, die niemanden außer sich selbst vertraten, absolut keinen Grund für die Existenz der Vierten Internationale. Nach Banda endete ihre »jämmerliche und klägliche Geschichte« in »bürokratischem Gangstertum, organisierter Verleumdung und schäbigster moralischer Verkommenheit«. Seit Wyschinski für Stalin in der Säulenhalle die Abschlussrede zu den Moskauer Prozessen hielt und die schon vorbereiteten Todesurteile verlangte (»Erschießt die tollwütigen Hunde«), ist die trotzkistische Bewegung nicht mehr mit derartigen Ausdrücken belegt worden.

Banda springt von einer isolierten Episode zur nächsten; und die Übergänge, die er willkürlich zwischen den verschiedenen Ereignissen konstruiert, entbehren jedes inneren logischen Zusammenhangs. Mit dieser Methode kann man nicht nur den Bankrott der Vierten Internationale beweisen, sondern auch den der gesamten Arbeiterbewegung und der Menschheitsgeschichte überhaupt. Banda bringt uns zurück zu dem historischen Subjektivismus des alten vulgären Materialismus, den Engels schon vor langer Zeit analysierte: »Seine Geschichtsauffassung, soweit er überhaupt eine hat, ist daher auch wesentlich pragmatisch, beurteilt alles nach den Motiven der Handlung, teilt die geschichtlich handelnden Menschen in Edle und Unedle und findet dann in der Regel, dass die Edlen die Geprellten und die Unedlen die Sieger sind, woraus dann folgt für den alten Materialismus, dass beim Geschichtsstudium nicht viel Erbauliches herauskommt …« Der alte Materialismus, erklärte Engels, legte sich nie die Frage vor, »welche treibenden Kräfte wieder hinter diesen Beweggründen stehn, welche geschichtlichen Ursachen es sind, die sich in den Köpfen der Handelnden zu solchen Beweggründen umformen«.[1]

Die Grundlage aller politischen Parteien und ihrer jeweiligen Programme ist der Klassenkampf, in dessen Verlauf die gegensätzlichen und unversöhnlichen materiellen Interessen der verschiedenen gesellschaftlichen Schichten, die an bestimmte, historisch gewachsene Produktionsbedingungen geknüpft sind, ausgefochten werden. Die gewaltigen historischen Prozesse, aus denen sich die Parteien der verschiedenen Klassen herausbilden, zu ignorieren oder die Führungen verschiedener Tendenzen in der Arbeiterbewegung als »sich selbst reproduzierende Cliquen« oder als »Fantasten unter der Maskerade einer ›Weltpartei‹« zu bezeichnen, heißt, auf die Ebene der kapitalistischen Polizei hinabzusinken, die für gewöhnlich immer von Manipulationen und Intrigen »selbsternannter Führer« spricht, wenn das Proletariat seine eigenen Klasseninteressen zum Ausdruck bringt. Banda bringt nicht einmal den Versuch zuwege, die Zusammenhänge zwischen der historischen Entwicklung des internationalen Klassenkampfs und den Formen aufzudecken, wie er sich notwendigerweise in den politischen und ideologischen Kämpfen innerhalb der Vierten Internationale widerspiegelte. Stattdessen besteht seine Darstellung der Arbeit der Vierten Internationale, bei der er sich auf eine theoretisch bankrotte subjektive Methode stützt, aus gehässigen Verdrehungen, nackten Fälschungen und zynischen Halbwahrheiten. Praktisch jedes Mal, wenn Banda auf ein Ereignis in der Geschichte der Vierten Internationale Bezug nimmt, offenbart er eine fast unglaubliche Unkenntnis der wirklichen Tatsachen.

Die Lügen und inneren Widersprüche in Bandas Dokument rühren daher, dass er über keinerlei zusammenhängende, einheitliche historische Perspektive verfügt, was wiederum darauf zurückzuführen ist, dass er die materialistische Geschichtsauffassung aufgegeben hat. Banda misst Menschen und ihre Handlungen an den subjektiven Maßstäben eines Rationalisten. Die historische Notwendigkeit, die der Schaffung der Vierten Internationale zugrunde liegt, vergisst er entweder tunlichst oder leugnet sie ausdrücklich ab: die Verwandlung der Zweiten und Dritten Internationale in Agenturen des Imperialismus in der Arbeiterbewegung und die organische Unfähigkeit der nationalen Bourgeoisie in den unterentwickelten Ländern, die Aufgaben der demokratischen Revolution zu lösen und den Anstoß zum Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft zu geben. Wie alle Renegaten übt Banda einerseits gnadenlose Kritik an diversen Schwächen und Fehlschlägen der trotzkistischen Bewegung, andererseits geht er schweigend über die gigantischen Verrätereien der Sozialdemokratie und des Stalinismus hinweg, die Millionen mit dem Leben bezahlten.

Dass die Vierte Internationale im Verlauf ihrer langen Geschichte und besonders nach dem Mord an Trotzki Fehler beging, Perioden politischer Konfusion erlebte und sich mit nichtsnutzigen Führern herumschlagen musste, ist unbestreitbar. Es gibt keinen mit einem roten Teppich ausgelegten Weg zur Wahrheit, und schon gar nicht zur Befreiung der Menschheit von der kapitalistischen Ausbeutung. Die Vierte Internationale hat nichts von ihrer Größe eingebüßt, weil sie vielleicht zeitweise die komplexen und völlig neuartigen gesellschaftlichen Phänomene nach dem Zweiten Weltkrieg falsch oder unzureichend genau einschätzte. Sie beschäftigte sich mit Fragen, die innerhalb der stalinistischen Parteien überhaupt nicht aufkommen konnten. Während jene verkündeten, Tito sei ein Faschist, bemühten sich die Trotzkisten, den Klassencharakter des jugoslawischen Staats zu verstehen.

Dieser »Unterschied« in der Herangehensweise an die Frage des Titoismus war nicht einfach eine theoretische Frage. Er ergab sich aus dem unversöhnlichen Klassengegensatz zwischen Trotzkismus und Stalinismus. Es gibt keine andere Bewegung, die sich bewusst auf die Lehren des Oktobers 1917 gründet, die historische Entwicklung des Marxismus beinhaltet, sich die Zerschlagung der bürokratischen Agenturen des Imperialismus zum Ziel gesetzt hat und das Programm der sozialistischen Weltrevolution vertritt. Das ist für uns der Kernpunkt.

Wir schlagen vor, systematisch durchzugehen, wie Banda Cannon und die Socialist Workers Party aburteilt. Denn darin liegt der Kern seines Angriffs auf die Vierte Internationale in der Zeit vor der Gründung des Internationalen Komitees. Zu diesem Zweck müssen wir zwar lange Zitate wiedergeben, aber dies ist notwendig, um zu zeigen, mit welcher Unaufrichtigkeit und Inkompetenz Banda mit der Geschichte umgeht. Ihn so zu entlarven ist uns eine revolutionäre Pflicht, denn, wie Cannon einmal sagte: »Die Parteigeschichte fälschen heißt den Brunnen zu vergiften, aus dem die jungen Parteimitglieder trinken müssen.«[2]

Unsere Untersuchung wird zeigen, dass sich Banda, als er seine »27 Gründe« formulierte, durchgehend auf sämtliche alten Feinde der trotzkistischen Bewegung stützte. Bandas Gehirn ist zu einer Art Mülldeponie geworden, wo alter revisionistischer Abfall gesammelt und der Wiederverwertung zugeführt wird. Er plappert Anschuldigungen nach, die schon vor Jahren und Jahrzehnten erhoben und widerlegt wurden. Er bezieht auf Seiten Hugo Oehlers und der Ultralinken Stellung gegen Trotzki und Cannon. Er nimmt die Verleumdungen für bare Münze, die Shachtman, Morrow und vor allem Bert Cochran gegen Cannon und die Vierte Internationale verbreiteten. Ein großer Teil von Bandas Angriff auf die SWP geht auf das Hauptdokument der amerikanischen Anhänger von Pablo aus dem Jahr 1953 zurück: »Die Wurzeln der Parteikrise«. Aber zunächst müssen wir uns um Bandas Versuch kümmern, die Geschichte der trotzkistischen Bewegung in den Vereinigten Staaten vor der Gründung der SWP zu verdrehen.

Banda wirft Cannon eine »widerwärtige Anpassung an Norman Thomas« 1934/35 vor. Mehr sagt er nicht über diese angeblich unerquickliche Episode in der Geschichte des amerikanischen Trotzkismus. Die Kürze, mit der Banda dieses Thema abhakt, erklärt sich daraus, dass er nicht weiß, wovon er spricht. Vermutlich bezieht sich Banda hier auf den Eintritt der amerikanischen Trotzkisten in die Sozialistische Partei (SP). Wir sagen »vermutlich«, weil Banda in diesem Fall die Daten durcheinanderwirft. 1934/35 vereinigten sich die Trotzkisten mit der American Workers Party, die von einem bekannten Radikalen, dem Geistlichen A. J. Muste geführt wurde. Die Workers Party of the United States (Arbeiterpartei der Vereinigten Staaten), die aus dieser Vereinigung hervorging, war ein wichtiger Fortschritt in der Entwicklung einer wirklich trotzkistischen Partei.

Die Trotzkisten machten sich die Radikalisierung der Arbeiterklasse und die Steigerung ihres eigenen Ansehens nach dem Generalstreik in Minneapolis 1934 zunutze und versetzten sich durch die Vereinigung in die Lage, ihre Basis in wichtigen Schichten militanter Arbeiter und Radikaler zu erweitern. Trotzki unterstützte diese Initiative uneingeschränkt.

1936 wurde der Eintritt in die Sozialistische Partei zu einer brennenden Frage für die Trotzkisten. Der wirkliche Urheber dieser »widerwärtigen Anpassung« war nicht James P. Cannon, sondern Leo Trotzki. Schon 1934, nach dem Zusammenbruch der Dritten Internationale und dem Sieg des Faschismus in Deutschland, hatte Trotzki bemerkt, dass sich in einer Reihe sozialdemokratischer Parteien, besonders in Frankreich, ein linker Flügel entwickelte. Die sogenannte »französische Wende« – ein taktischer Eintritt der Trotzkisten in die Section française de l’Internationale ouvrière (SFIO), um diese politische Gärung zu beeinflussen und zur Stärkung der eigenen Kräfte zu nutzen – ging auf einen Vorschlag Trotzkis zurück. Sie stieß auf den heftigen Widerstand sektiererischer Elemente, die sich gründlich an eine Propagandaexistenz in kleinen Gruppen gewöhnt hatten.

Zu den erbittertsten Gegnern der »französischen Wende« zählte Hugo Oehler, Führer einer sektiererischen Tendenz in der Communist League of America (so nannte sich die amerikanische Sektion der Internationalen Linken Opposition vor ihrer Vereinigung mit Mustes Anhängern). Ungeachtet der offensichtlichen Erfolge der französischen Trotzkisten beharrte er darauf, dass ihr Eintritt in eine Partei der Zweiten Internationale ein unzulässiger Verrat am Marxismus sei. Trotzkis Kampf gegen die sektiererische Tendenz, die Oehler vertrat, war von enormer Bedeutung in der theoretischen Vorbereitungsarbeit für die Vierte Internationale. Trotzki charakterisierte Oehler folgendermaßen:

Jeder Sektierer hätte am liebsten eine Arbeiterbewegung für sich allein. Er glaubt, er könne eine ganze Klasse dazu bringen, sich um ihn zu scharen, indem er unablässig seine Zauberformeln wiederholt. Aber anstatt das Proletariat zu behexen, demoralisiert er nur seine eigene Sekte und löst sie schließlich auf …

Ein solcher Mann bewahrt seine Ruhe und Freundlichkeit nur so lange, wie sich das Leben der Organisation in den vertrauten Bahnen bewegt. Aber wehe, wenn die Ereignisse die Lage von Grund auf verändern! Der Sektierer kennt die Welt nicht mehr. Alle Tatsachen wenden sich gegen ihn, und da sie ihn geißeln, kehrt er ihnen den Rücken zu und gibt sich mit Gerüchten, Verdächtigungen und Fantastereien zufrieden. Dadurch wird er zu einem Quell von Verleumdungen, ohne von Natur aus ein Verleumder zu sein. Er ist nicht unaufrichtig. Er befindet sich einfach in unversöhnlichem Widerspruch zur Realität.[3]

In den Vereinigten Staaten wurde die »französische Wende« etwas später und natürlich unter anderen Bedingungen vollzogen. Im Gegensatz zu den europäischen Parteien der Zweiten Internationale hatte Norman Thomas’ Partei keine wirkliche Massenbasis in der amerikanischen Arbeiterklasse. Die Eigenarten der politischen Entwicklung der Arbeiterklasse in den USA setzten die Bedeutung einer taktischen Orientierung hin zur Sozialistischen Partei jedoch nicht außer Kraft. Als sich Ende 1935 in der Sozialistischen Partei eine politische Krise entwickelte, in deren Verlauf der rechte Flügel spaltete, eröffneten sich den Trotzkisten auf einen Schlag gewaltige Möglichkeiten.

Da Trotzki befürchtete, die Stalinisten würden diese Spaltung zu ihren Gunsten ausnutzen, riet er Cannon und Shachtman, so schnell wie möglich in die Sozialistische Partei einzutreten. Um zu unterstreichen, wie ernst es ihm mit dieser Eile war, telegrafierte er seine Anweisungen. Am selben Tag, dem 24. Januar 1936, legte er in einem Brief an Cannon und Shachtman, die damals wichtigsten Führer der trotzkistischen Bewegung in den USA, noch größeres Gewicht auf seine Ratschläge:

Wenn eine bewährte und gefestigte Organisation in eine zentristische Partei eintritt, dann kann das ein taktisch richtiger oder falscher Schritt sein, d. h. er kann große oder gar keine Erfolge bringen. (Letzteres ist unter den gegenwärtigen Bedingungen jedenfalls unwahrscheinlich.) Aber es ist keine Kapitulation. Die Spaltung der Sozialistischen Partei ist von größter Bedeutung, weil sie ein objektives Symptom für ihre Entwicklungstendenzen darstellt. Ich stimme mit Euch außerdem darin überein, dass man der zentristischen Führung nicht die Zeit lassen sollte, sich möglicherweise wieder zu festigen, und das heißt: Handelt schnell.[4]

Am 6. Februar 1936 schrieb Trotzki erneut:

Man könnte sagen: Was geht uns die Entwicklung der SP an? Wir gehen unseren eigenen Weg. Aber das ist genau die Linie von Oehler und seinen Leuten, die zu nichts führt. Wenn wir aber der Meinung sind, dass uns die Situation in der SP bedeutende Möglichkeiten eröffnet, dann sollten wir sofort eine mutige Wendung durchführen, keine Zeit verlieren, in die Partei eintreten, uns als Fraktion konstituieren, die zerstörerische Arbeit der Stalinisten unterbinden und so einen wichtigen Schritt nach vorn machen.[5]

Trotzki betonte die Gefahr, die von den Stalinisten ausging, und warnte:

In dem Milieu Amerikas würde uns eine ungehinderte Annäherung zwischen der Sozialistischen und Kommunistischen Partei für eine ganze Periode sehr stark behindern. Es wäre wirkliche Blindheit, davor die Augen zu verschließen …

In den nächsten Monaten, und vielleicht auch in den nächsten paar Jahren, werden vor allem die Kommunisten und die Sozialisten von einer politischen Radikalisierung profitieren, besonders wenn sie eine fest zusammengeschmiedete Einheitsfront bilden. Die Workers Party bliebe in diesem Fall am Rande stehen, als eine fast ausschließlich propagandistische Organisation. Dazu kämen alle Folgeerscheinungen in Form von internen Streitigkeiten über die verpasste Gelegenheit. Ein schneller Eintritt würde verhindern, dass die Stalinisten den sozialistischen linken Flügel demoralisieren, würde die unverbesserlichen zentristischen Führer bloßstellen, den Klärungsprozess in der Vorhut der Arbeiterklasse vorantreiben und dadurch unsere eigene zukünftige Position stärken.[6]

Wenn Banda über die »widerwärtige Anpassung an Norman Thomas« schimpfen will, dann sollte er wenigstens so ehrlich sein zu sagen, auf wen sein Angriff wirklich abzielt: auf Leo Trotzki. In allen Diskussionen über die »französische Wende« zeigte sich, wie meisterhaft Trotzki die dialektische Methode beherrschte und wie er in der Lage war, schnelle Wendungen durchzuführen. Die sterile Opposition gegen diese taktische Initiative berief sich formal auf die historischen Verbrechen der Zweiten Internationale, wich aber einer konkreten Analyse der Widersprüche in den alten Parteien der Arbeiterklasse aus. Trotzki beachtete sehr wohl die realen Gefahren, die im Zusammenhang mit der »französischen Wende« angeführt wurden: Selbst unter den günstigsten Voraussetzungen ist der Entrismus immer ein zweischneidiges Schwert. Die Vorbedingung für die Anwendung der Entrismus-Taktik besteht immer in der politischen Festigkeit des trotzkistischen Kaders und seiner Fähigkeit, dem Klassendruck zu widerstehen, der sich in feindlicher Umgebung noch verstärkt.

Während des Jahres, in dem die amerikanischen Trotzkisten innerhalb der Sozialistischen Partei arbeiteten, forschte Trotzki sorgfältig nach Spuren einer Anpassung an die zentristische Umgebung, die er auch fand und einer scharfen Kritik unterwarf. In seiner »Geschichte des amerikanischen Trotzkismus« räumt Cannon ein:

Es steht außer Zweifel, dass sich die Führer unserer Bewegung etwas zu stark an die zentristische Bürokratie der Sozialistischen Partei anpassten. Bis zu einem gewissen Grad war eine äußerliche Anpassung unerlässlich, um sich die Möglichkeit zu schaffen, normal in der Organisation zu arbeiten. Aber diese Anpassung wurde in einzelnen Fällen zweifellos zu weit getrieben, was bei einigen Mitgliedern unserer Bewegung Illusionen erzeugte und zu Abweichungen führte.[7]

Diese aufrichtige Selbstkritik, wie Healy und Banda sie niemals übten, gab rundheraus zu, dass die Trotzkisten im Laufe der neuen Erfahrungen Fehler begangen hatten. Man muss Cannon zugutehalten, dass er sich niemals für unfehlbar hielt. Jedenfalls wich er in dieser Frage weit weniger von Trotzkis Linie ab als Shachtman und Burnham, die sich in der New Yorker Ortsgruppe der Sozialistischen Partei häuslich niederließen. Wenn man Cannon, der die meiste Zeit dieses Jahres in Kalifornien verbrachte, kritisieren will, dann höchstens dafür, dass er sich etwas zu stark in die Gewerkschaftsarbeit vergrub. Aber diese Neigung entsprach seinem politischen Charakter als »wirklichem Arbeiterführer« (wie Trotzki ihn nannte) und hatte auch ihre lohnenden Seiten!

Es steht dabei außer Frage, dass die »französische Wende« in den USA ein großer politischer Erfolg war; und dieser führte direkt zur Bildung der Socialist Workers Party. Als die rechten Zentristen in der SP zu einer Razzia gegen die Trotzkisten ausholten, organisierte Cannon einen wirkungsvollen Gegenangriff und bereitete unter Trotzkis Führung gewissenhaft die notwendige Spaltung vor. Als der Bruch dann kam, hatten die Trotzkisten die überwältigende Mehrheit der Jugend der Sozialistischen Partei und wichtige Kräfte aus der Gewerkschaftsbewegung gewonnen. Dies ermöglichte den Gründungskongress der SWP, der am 31. Dezember 1937 und Neujahr 1938 in Chicago stattfand.

Die Arbeit innerhalb der Sozialistischen Partei war für die trotzkistische Bewegung international von enormer Bedeutung. Die »französische Wende« in den USA fiel zeitgleich mit den Moskauer Prozessen zusammen. Cannon erinnert sich in seiner »Geschichte des amerikanischen Trotzkismus«:

In diesem kritischen Moment war es für uns eine historische Notwendigkeit, Mitglieder der Sozialistischen Partei zu sein und dadurch näher an Elemente heranzukommen – Liberale, Intellektuelle und Halb-Radikale –, die wir für die große politische Aufgabe, Komitees zur Verteidigung Trotzkis zu bilden, brauchten. Um diese Prozesse vollständig zu diskreditieren, hätte Stalin nichts Besseres tun können, als sie ausgerechnet im Sommer 1936 zu organisieren. Wir befanden uns damals als Mitglieder der Sozialistischen Partei in der allergünstigsten Lage – wir waren bis zu einem gewissen Grad geschützt durch die Verbindung mit einer halbwegs respektablen Partei –; und sie konnten uns nicht, wie sie es geplant hatten, als eine kleine Gruppe von Trotzkisten isolieren, hetzen und lynchen. Wir führten eine großartige Kampagne, um die Prozesse zu entlarven und Trotzki zu verteidigen. Obwohl die Stalinisten über einen riesigen Apparat, Tarnorganisationen und Gelder verfügten, waren sie von vornherein in der Defensive. Unsere Genossen in New York, von den Genossen im ganzen Land unterstützt, riefen ein recht beeindruckendes Komitee ins Leben. John Dewey war Vorsitzender, dazu eine großartige Liste von Schriftstellern, Künstlern, Journalisten und Leuten aus verschiedenen Berufszweigen, die die Bewegung für eine Untersuchung der Moskauer Prozesse unterstützten und Geld dafür spendeten.

Diese Untersuchung wurde, wie Ihr wisst, im Frühjahr 1937 in New York City abgehalten. Der Fall wurde gründlich durchleuchtet. Das Ergebnis waren zwei großartige Bücher, die für alle Zeiten Klassiker der internationalen Arbeiterbewegung sein werden, »Der Fall Leo Trotzki« und, als zweites, der Bericht der Kommission: »Nicht schuldig …«. Die Entlarvung und Diskreditierung der Moskauer Prozesse zählt zu den großen Errungenschaften, die wir unserem politischen Schritt von 1936 verdanken, dem Eintritt in die Sozialistische Partei.[8]

Zusätzlich zu dem Kampf gegen die Moskauer Prozesse, aus dem auch Shachtmans brillantes Werk »Hinter den Moskauer Prozessen« (»Behind the Moscow Trials«) hervorging, stärkte die Periode des Entrismus auch das Eingreifen der Trotzkisten gegen den Verrat an der Revolution in Spanien. Der marxistische Klassiker von Felix Morrow, »Revolution und Konterrevolution in Spanien«, war eine weitere Errungenschaft der Trotzkisten aus dem Kampf für politische Klärung innerhalb der Sozialistischen Partei.

Aber Banda liefert keine sorgfältige und kritische Analyse der »französischen Wende« und untersucht auch nicht, wie diese Taktik im Verlauf von etwa drei Jahren in verschiedenen Ländern angewendet wurde. Er schiebt die ganze Erfahrung einfach in die Schublade »widerwärtige Anpassung an Norman Thomas«. Dies ist charakteristisch für die formale Methode, mit der er die Geschichte der Vierten Internationale behandelt. Bei der Einschätzung der komplexen Entwicklung der trotzkistischen Bewegung arbeitet Banda nur mit den einfachsten und vulgärsten Kategorien: gut oder schlecht, richtig oder falsch, Erfolg oder Fehlschlag. Aber die revolutionäre Praxis entzieht sich derart verflachten Definitionen. Der Klassenkampf ist paradox und widersprüchlich, und wer ihn begreifen will, muss dialektisch denken, das heißt, er muss das Negative im Positiven ebenso sehen wie das Positive im Negativen, den Übergang des einen in das andere, um alle Phänomene, einschließlich der Ergebnisse der menschlichen Praxis, als eine »Einheit gegensätzlicher Bestimmungen« zu begreifen. Aus diesem Grund haben die Marxisten stets großen Wert auf die Maxime Spinozas gelegt, die übrigens auch Banda einst gern zitierte: »Nicht weinen, nicht lachen, sondern verstehen.«


[1]

Friedrich Engels, »Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie«, in: Marx-Engels-Werke (MEW), Bd. 21, Berlin 1969, S. 297.

[2]

James P. Cannon, Speeches to the Party, New York 1973, S. 100.

[3]

Leon Trotsky, Writings of Leon Trotsky [1935–36], New York 1977, S. 72–73.

[4]

Ebd., S. 252.

[5]

Ebd., S. 258.

[6]

Ebd., S. 259–260.

[7]

James P. Cannon, History of American Trotskyism, New York 1972, S. 238.

[8]

Ebd., S. 241–242.